Hallo Mr Freeze. Du bist ja durchaus kein Unbekannter in der Rhein-Neckar-Region und auch in der überregionalen Ragga Jungle-Szene. Erzähl uns doch mal ein wenig über Dich und Deine Person. Was machst du beruflich? Wie alt bist du?
Stolzer Pfälzer, Baujahr 1976, Skorpion und Original Dancehall Junglist! Seit 1992 bin ich in der Jungle Szene aktiv. 1994 habe ich dann als Resident Dj im Ohm Club in Mannheim angefangen und immer mehr regionale Bookings bekommen. Da muss ich wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, da ich danach wegen meiner Ausbildung zum Audio Engineer und wegen eines Hörsturzes eine Auszeit nehmen musste. Erst ab 2000 habe ich dann wieder angefangen aufzulegen und von da an ging es relativ schnell durch die Decke. Deutschlandweite Bookings, eigene Partyreihen und Mixtapes, Festivals, internationale Bookings und eigene Produktionen/Releases. Time of my life – was eigentlich bis Heute noch anhält. Jungle hat mir so viel gegeben, dass ich es eigentlich nicht in Worte fassen kann und meine Liebe/Leidenschaft hält immer noch an.
Was machst du wenn du gerade mal nicht Musikmäßig unterwegs bist?
Da ich durch die Musik leider nicht zum Millionär geworden bin, habe ich zwangsläufig einen Job.Ich höre in meiner Freizeit viel Musik um mich inspirieren zu lassen oder geeignete Samples zu finden. Ansonsten bin ich oft in meinem Studio aber beschäftige mich auch mit anderen Hobbies wie Kochen, Chili anbauen, Gartenarbeit und neuerdings Astronomie. Außerdem kann ich jetzt wieder alte Freundschaften pflegen, die ich jahrelang etwas vernachlässigt habe.
Welche Art von Musik bevorzugst du? Kommt nur Jungle und Reggae/Dancehall in den Player?
Ich gehe zwar nur noch selten Feiern wenn ich nicht selbst auf der Party spiele, aber da beschränke ich mich auf Jungle/Drum & Bass oder Reggae/Dancehall. Auf Schlager, RnB oder Elektro Parties wird man mich wohl nie antreffen. Im Auto oder im Geschäft höre ich zwar zwangsläufig ganz normales Radioprogramm, aber ich bin dann immer froh, wenn nach ner gewissen Zeit wieder der tiefe Subbass einsetzt und die gebrochenen Beats knallen!
Hau mal einen Freeze Geheimtip raus!
Falls jemand gerne Schnitzel isst, aber ne Allergie gegen Eier hat, sollte mal versuchen die Schnitzel dünn mit Frischkäse zu bestreichen und dann zu panieren. Schmeckt sogar fast besser als ein normales Schnitzel.
Musikalisch lautet mein Geheimtip: Robert Rave
Von dir hört man in letzter Zeit etwas weniger. Wie kommts?
Das ist leider der Tatsache geschuldet, dass ich unter chronischen Tinnitus leide und extrem aufpassen muss was ich mir und meinen Ohren zumute. Eigentlich hatte ich ja schon das Karriereende eingeläutet, aber dann gemerkt, dass ich ohne Musik weitaus unglücklicher war und der Tinnitus auch nicht besser wurde. Mittlerweile habe ich einen relativ guten Mittelweg für mich gefunden, wobei ich eigentlich gerne wesentlich mehr produzieren und auflegen würde. Ich kann aber nicht mehr jedes Booking annehmen und spiele nur noch auf Parties die mich reizen. Trotzdem will ich noch viele neue Clubs, Orte, Länder und Menschen kennen lernen. Die Zeit wird zeigen was passiert!
Gibt es eine witzige Anekdote die du erzählen möchtest?
Die richtigen Skandale und Schweinereien hebe ich mir bis zur Rente auf.. Also noch können ein paar Artists ruhig schlafen ;-)
Ca. 2006 habe ich (trotz Zahn-OP und ner geschwollenen Backe) im Saarland in einem kleinen Club namens Distel gespielt. Plötzlich kommt aus dem Publikum ein Typ in Anzug und Lackschuhen auf mich zu der aussieht wie MC Navigator und quatscht mich total voll. Es ging um mein Set, Ragga Jungle, Dubplates und sonstiger Smalltalk. Nach über einer halben Stunde habe ich dann gerafft bzw akzeptiert, dass es wirklich MC Navigator und kein durchgeknallter Doppelgänger ist. Seitdem haben wir ein paar Tracks zusammen raus gebracht, viel erlebt und sind gute Freunde geworden. Manchmal sind es Zufälle aus denen etwas Großes entsteht.
Wie hat es damals bei dir alles angefangen?
Ich war schon sehr früh Musik begeistert und habe verschiedenste Platten gesammelt. Um 1988 rum habe ich mir mein erstes DJ Equipment gekauft und dann als Hiphop DJ angefangen. Als ich aber 1991 das erste Mal „Hooligan 69“ von den Ragga Twins gehört habe, gab es für mich danach nur noch Breakbeat, Jungle und dann Drum & Bass.
Welche wegweisenden Tracks und Labels haben bei dir damals richtig eingeschlagen?
Neben “Hooligan 69″ waren es Songs wie „Everybody’s in the place“ und „Outta Space“ von Prodigy, „Original Nuttah“ von Shy Fx und UK Apache, „Incredible“ von MBeat und General Levy, „Fire“ von Demolition Man, „Valley of the Shadows“ von Origin Unknown. Prägende Labels waren Kniteforce, Suburban Base, Labello Blanco, Moving Shadow und RAM.
Gibt es Tracks oder Artists die dich im Prinzip die ganze Zeit begleiten?
Da ich von vielen Stücken meine eigene Vocal-Dubplate-Version besitze, begleiten mich meine Lieblingstracks und Lieblingssänger schon seit Jahren und ich kann sie immer wieder neu remixen. Das hat ein sehr hohen Wiedererkennungswert und es ist schön zu sehen, wenn die ersten paar Reihen der Crowd die Songs hören, mitsingen und hart feiern wollen.
Wie stehst du zum aktuellen Sound(im Drum & Bass)?
Ich bin immer noch guter Hoffnung, dass moderner Jungle wieder mehr Beachtung geschenkt bekommt. Viele junge Leute stehen momentan auf Jump Up, was für mich ein Rätsel ist. In meinen Augen bzw Ohren klingt das oft wie Kindermelodien mit einem stark verzerrten Quietsch-Bass und dazu dann das MC Gegröhle wie aus dem Fussballstadion.Ich vertrete da einfach lieber die klassischen Werte von Drum & Bass mit viel Jungle und Ragga. Ich bin zwar kein Freund von strengem Schubladendenken (wobei ich mich selbst nicht ganz davon freisprechen kann), aber durch die enorme Vielseitigkeit von Drum & Bass kann sich jeder seine Lieblingssparte rauspicken. Aber am Ende ist ein guter Song ein guter Song. Egal ob Jungle, Ragga-Jungle, Neuro, Liquid, Jump Up oder was auch immer!
Wie stehst du zum aktuellen Sound(im Dancehall)?
Auch hier stehe ich der momentanen Entwicklung etwas kontrovers gegenüber. Meiner Meinung nach wird zu viel mit Autotune Vocals gearbeitet, was zwar zwischendurch mal ganz nice ist, aber auf Dauer einfach nervt. Deshalb feiere ich immer noch die goldene Ära des Dancehall mit Artists wie Ninjaman, Shabba Ranks, Yellowman, Bounty Killer, Lt. Stitchie oder Papa San.
Was sind deine Pläne für 2020?
Ganz klar spielen und feiern wie die Feste fallen und mich gaaaaaaanz laaaaaaangsam auf meine wohlverdiente Rente vorbereiten. Aber keine Sorge, das wird hoffentlich noch ein paar Jahre dauern!?!
Willst du zum Schluß noch was loswerden(alles geht, nichts muß)?
Ich kann jungen Leuten nur raten auf sich und ihren Körper zu achten. So manchen Versuchungen sollte man widerstehen und auch ein Gehörschutz kann nie schaden! Daddy Freeze says so ;-)
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