J Frequency (Nightflight Records)

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Im Interview mit Johannes aka J Frequency, erzählt der aus Speyer stammende Produzent und Dj über seine kommenden Projekte, seine Aktivität im Studio, die Einstellung zur Drum’n’Bass Musik, sowie Einblicke in seine Produktionstechnik…

Wie und Wann kam es zur Entstehung Deines Labels Nightflight Records?
Im Jahre 2002 gründete ich mit meinem Freund Tobie (Serial Killaz) das Label Dutty Rock. Nachdem mein Vertrieb Nu Urban Music bankrott gegangen ist, habe ich mich mit Grooveattack kurzgeschlossen und das Label Nightflight Records gegründet.Es steht für alle Formen der elektronischen Musik, also nicht nur für Drum and Bass. Zudem will ich, was meine Releases angeht, unabhängig von anderen Labels sein. Auch möchte ich anderen Künstlern eine Plattform für ihre Releases zu fairen Konditionen geben können. Dieses Label leite ich zusammen mit meiner Partnerin Lea Meredith-Pearce, wobei Sie praktisch für das komplette Management des Labels zuständig ist und ich die Produktionstechnischen Sachen bearbeite. Nightflight steckt noch in den Kinderschuhen. Trotzdem ist es äußerst gut angelaufen.

Was können wir in der nächsten Zeit von Dir erwarten?
Es werden weitere Releases kommen. Momentan stehen 6 neue Tracks in den Startlöchern, drei davon kommen auf Nighflight Records, zwei andere habe ich an ein anderes britisches Label gegeben. Zudem kommen einige neue Releases auf Nightflight Records, unter anderem 3 Tracks des englischen Künstlers Chris Kaoz. Des weiteren arbeite ich auch als Producer und Remixer für diverse Majorlabels und deren Künstler. Die Stilrichtungen haben allerdings nichts mit Drum and Bass zu tun.

Gibt es Artists mit denen du Kollaborationen startest oder starten möchtest?
Hm… nicht viele. Mein Stil unterscheidet sich von dem der Meisten. Ich mag es gerne dunkel, tief und melancholisch. Meine Lieder sind nicht nur einfache Mixtools. Jedes hat seine eigene Geschichte und kommt quasi aus meiner Seele. Mag cheesy klingen, ist aber Tatsache. Auch die Titel spiegeln Geschehnisse aus meinem Leben wieder. Mir fallen nur 4 Künstler ein mit denen ich arbeiten würde/könnte. Das wären Dom & Roland, TeeBee, Calyx und Jubei. Hier in Deutschland schätze ich die Arbeit der Neosignal (Phace/Misanthrop) Jungs sehr. Außerhalb von Drum and Bass wäre eine Studiosession mit Hans Zimmer eine klasse Sache. Kontakt…ja, Zeit…nie. Er ist ein großes Vorbild und hat mir schon viel Inspiration gegeben. Dafür danke ich ihm.



Wo befindet sich Drum and Bass momentan in Deinen Augen, und wie siehst Du die Drum & Bass Szene in den nächsten 5 bis 10 Jahren?
Drum and Bass? Pop and Bass? Drum and Bass sagen die Leute, ist in viele Stilrichtungen aufgeteilt. Für mich stimmt das so nicht. Es gibt Pop and Bass, Jump Up und Drum and Bass. Drum and Bass ist wieder im Underground angelangt. Die anderen Bereiche dieses Genres haben leider für mich, außer dem Beat, nichts mehr mit Drum and Bass zu tun. Unterlegt man Pop & Bass mit Popdrums, ist es schlicht und ergreifend Popmusik. Unterlegt man den Jump up Sound mit… egal was, bleibt es äußerst phantasieloser Noise. Ich kann persönlich nichts damit anfangen. Vor vielen Jahren habe ich mich dazu hinreißen lassen, Jump Up zu produzieren. Das lag an meinem damaligen Umgang. Gefühlt hab ich diesen Sound nie, im Gegensatz zu meinen Reggaejungle und Deepen Releases.

Wo genau DnB oder dessen seltsame Ableger in fünf bis zehn Jahren steht kann niemand beantworten. Ich halte folgendes für möglich: Drum and Bass bleibt im Untergrund. Pop and Bass wird sich weiter in Richtung Pop entwickeln und die letzten Merkmale des Genres Drum and Bass hinter sich lassen. Damit schließt sich der Kreis. Und Jump Up? Solange es Partydrogen gibt, wird es auch für diese Stilrichtung Konsumenten finden. Anders ist das Geschredder in meinen Augen leider nicht auszuhalten.

Hast Du dir das Produzieren selbst beigebracht?
Ich habe seit dem sechsten Lebensjahr Klavier und Gitarrenunterricht gehabt. Beendet habe ich den Unterricht im Alter von 19 Jahren. Die letzten 5 Jahre war ich an der Musikhochschule Mannheim. Das war und ist eine gute Basis gewesen. Das Produzieren habe ich mir allerdings dann selbst beigebracht.

Wieviel Zeit investierst Du in der Woche für das Produzieren?
Das kann man so nicht sagen. Ich produziere Drum and Bass etappenweise. Mal 7 Wochen am Stück bis zu 12 Stunden täglich, dann drei bis vier Monate gar nicht. Die Inspiration muss stimmen. Und wenn ich, wie jetzt gerade, 5 Tracks innerhalb von 6 Wochen fertig gestellt habe, kann ich längere Zeit kein DnB mehr hören. Meine andere Studioarbeit beansprucht zwischen 5 und 6 Stunden täglich. Länger geht nicht aufgrund der Konzentration. Ich nenne das „Ich hab die Ohren voll“.

Produzierst du ausschließlich Musik oder stehen auch noch andere Produktionstechnische Sachen auf deinem Terminplan?
Ich produziere ausschließlich Musik. Natürlich nicht nur Drum and Bass. Da man mit Familie und Kindern auch von etwas Leben muss produziere ich auch Jingles und den Ein- oder anderen TV Spot für die Ein- oder andere Automarke sowie Telefongesellschaft. Wie schon erwähnt kommt dazu noch die Tätigkeit als Remixer.


Als exclusives Bonbon gibt es an dieser Stelle noch ein Set aus dem Hause Nightflight Records. Live gemixt von J Frequency.

Tracklist:
01: Values of life
02: Babylon
03: Shadows
04: No physical reality
05: LEA Lost in sound
06: This Sound (feat Capleton)
07: The other side (feat Lowko)
08: S.T.I.L.L. Mogadishu
09: LEA II The 7th sun
10: Coming Home (Revenant)
11: The warrior
12: D.N.A.
13: Dreamthief
14: LEA Lost in you
15: The world ends here
16: Can I feel?
17: Time (J Frequency & Andro Vocal Breakz RMX)

All tracks written & produced by J Frequency


Welchen Track würdest Du am liebsten einmal Remixen?
Da muss ich nicht lange überlegen: Dom & Roland – Imagination – Moving Shadow

Welche Software benutzt Du um Deine Musik in Form zu bringen?
Ich arbeite mit Cubase und Protools.

Welche Abhörmonitore stehen bei Dir im Studio?
Neumann KH 420 und Quested V3110.

Nutzt Du nur analoge Geräte zum Produzieren oder basiert bei dir alles nur auf der digitalen Ebene?
Ich arbeite fast ausschließlich mit analogen Geräten- und habe da meine Lieblinge auf die ich immer wieder zurückgreife. Unter anderem diverse Access Virus Synthesizer und TC Effektprozessoren. Zudem besitze ich noch ein paar richtig schöne Raritäten. Bei mir kommen keine VST Plugins zum Einsatz. Alles handgemacht. Es gibt meines Erachtens nach keine Software, die den Druck und die Reinheit der Analogen Geräte darstellen kann. Zudem habe ich gern was in der Hand, spiele ein und steure selbst.

Wie stehst Du zur heutigen Technik rund ums auflegen?
Ich finde es gut, daß es mittlerweile diverse Medien gibt um aufzulegen. Es macht natürlich einen riesen Unterschied ob man gelernt hat auf Turntables ordentlich aufzulegen oder nur ein „Buttonpusher“ ist. Was sich heute alles DJ schimpft ist schier unglaublich. Aber selbst wenn einem das Beatmatching abgenommen wird, geht es auch um einen guten Setaufbau und das Gefühl für´s Publikum. Da trennt sich dann etgültig die Spreu vom Weizen. Die heutige Technik mit CD´s und MP3 aufzulegen hat einiges erleichtert. Gerade wenn man tourt hat man nicht mehr 2 volle Plattentaschen zu schleppen. Ganz schlimm wenn sich noch 50 Azetat Dubplates darunter befinden. Für die Sales als Produzent ist der weite Wegbruch von Vinyl allerdings verheerend. Man verdient an einer verkauften mp3/WAV Copy nur noch etwa 20% von den Vinyleinkünften.

Mit welchem Medium legst Du auf?
Am liebsten natürlich mit Vinyl, ganz klassisch. Manchmal auch mit CDJ´s oder meinem Vestax Controller. Ich hatte da schon lange Gespräche mit diversen Leuten. Und dazu kann ich nur sagen:“Leute, ich bin jetzt 39 Jahre alt, lege auf seit ich 15 bin (Jim Carson Turntables mit Riemenantrieb, fürchterliche Dinger) und habe diverse DJ Contests gewonnen. Als ich angefangen habe gab´s noch das DAT und die Minidisk. Man musste Beatmatching lernen und auch den Setaufbau. Ich kann das alles. Ich spreche für die ganzen, alten Hasen:
Egal mit welchem Medium wir auflegen,WIR dürfen das ohne hinterfragt zu werden. Wer´s gelernt hat hats gelernt. Würde man das diskutieren oder in Frage stellen wäre in etwa wie einem Rennfahrer der seit 50 Jahren den Führerschein hat, das Automatikfahren zu verbieten.

Ich möchte an dieser Stelle meiner Familie danken und auch meinen 3 Kids, Nicholas, Madlen und Elija, für die ich leider viel zu wenig Zeit habe.
Ihr seid die Besten.

Das Baesse.de Team bedankt sich für Deine Zeit und Interesse und wünscht Dir viel Erfolg für Deinen weiteren Weg!

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