Diesmal haben wir den November und Dezember in eine Kiste gepackt. Insgesamt 9 Releases haben wir unter die Lupe genommen. Darumter das aufstrebende Label Good Karma Music aus Australien. Fresh geschrieben von unserem Redakteur Kaiza. Wie immer absolut LESENS- und HÖRENSWERT! An dieser Stelle, ein dickes Dankeschön an Dich.
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Fragz-„Not Human EP“ (ALGO024)
Ich finde Counterstrike machen einen guten Job mit ihrem Label Algorythm. Sie bleiben sich treu, setzten dabei aber nicht nur auf eigene Produktionen, sondern featuren einen guten Mix aus bekannten und unbekannten Artists. Die aktuelle EP kommt von Fragz aus Portugal. Der hat sich ja mittlerweile einen guten Namen erarbeitet und zeigt erneut was in ihm steckt. „Siegelei“ ist gut gemachte Haudrauf-Attitüde in einem Gewand das man früher Techno-DNB nannte. „All Systems“ ist im Prinzip dieselbe Ecke. Soweitsogut. Bei „Sharpshooter“ gibts eine Collab mit dem Newcomer des Jahres Merikan und der Track bringt die Talente der beiden Kollgen gut zusammen. Futter für den Tanzboden. „Computer Control“ von Counterstrike und Cooh war ja damals ein Hit in der Szene und auch der Fragz Remix ist empfehlenswert. Alle die auf eingängige Synth-Leads in Kombo mit Portostep-Parts und Megasnares stehen werden hier saftig bedient. Das Highlight ist aber „Inhale“ mit den Gebrüdern Counterstrike höchstselbst: nach einem epischen Hymnenintro kommt der Bass-Stab wie ein Leber-Haken in der achten Runde, die Snare verängstigt sogar die Jungs von Katharsys und das Drumrum stimmt ohne Wenn und Aber. Sehr heftig!
7 von 10
https://soundcloud.com/fragz-1/sets/not-human-ep-algorythm
Rido+Optiv-„Say It Loud/Liar“ (BLCKTNL050)
Der Tscheche Rido ist ja schon länger ein Garant für starke Dancefloor-Tracks. Und „Say It Loud“ ist definitiv ein heftiges Ding. Die Rave-Vocals und das Piano im Intro und Mainpart hätte ich nicht gebraucht, aber die Art wie er Melodie und Neurofunk miteinander verknüpft ist doch ziemlich einzigartig. Respekt. „Liar“ mit Optiv ist aber der tatsächliche Grund für dieses Review: die zwei Top-Produzenten liefern hier schlicht und einfach ab. Der Track funktioniert megagut und steckt mal ebenso nebenbei dreivertel der aktuellen Veröffentlichungen in die Tasche. Top!
strong>8 von 10
Victim-„Dive Deep EP“ (CITRUS17074)
Diese Veröffentlichung auf Citrus Recordings ist was für die Neuroheads. Die drei Solo-Tracks und eine Collab ergeben einen der besten Releases auf Citrus des ganzen Jahres 2017. „Crystals“ kommt klassisch reingedarked, top Pads und Athmos im Intro, dann Sägezahn-Business und eine wirklich verrückte Kombo aus Bongostuff, Bass-Stabs und Leadsynth. „Deep Dive“ lässt im Prinzip dasselbe Programm laufen, verwendet dabei aber eine andere Struktur und eine andere Soundlandschaft. Ziemlich Psycho das Ganze, aber dabei einfach alles nach vorne. „Purgatory“ ist ebenfalls ein effizienter Dancefloor-Neuro-Roller, ist dabei aber etwas anders gestrickt: hier steht eine Sub/Reece Wand im Vordergrund, und die Drums und Percs schieben ebendiese Wand in dein Gesicht. Du kannst nicht entkommen. Platzangst-Step. Zu guter Letzt ist noch „Vermin“ zu erwähnen. Der haut einem nämlich Stakkato-Stabs um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist. Der variationsreiche, aber unaufgeregte und fast gerade gestrickte Drumpart transportiert sämtliche Elemente erfolgreich auf den Tanzboden. Mein Fazit: hochqualitatives und gut funktionierendes Arsenal für alle die Bock haben Dancefloors zu shreddern.
8 von 10
Esym-„Descent EP“ (GKM015)
Das aufstrebende Label Good Karma Music aus Australien veröffentlicht eine musikalische Vier-Track-EP mit Intro von Newcomer Esym. „Dawn“ ist verträumter und gut gemachter Liquid Funk mit Halftime-Einlage und satten Harmonien. Leicht klebrig, aber schon gut. „Descent“ rollt solide rein und trumpft mit einer guten Piano Hook auf. „Journey“ mit seinen breitflächigen Athmos hätte man früher Intelligent DNB genannt und „Glass Floor“ schleift auf etwas weniger Geschwindigkeit, mit feingliedrigen Percussions und erneut megadeepen Pads in Richtung Nirvana. Früher hätte LTJ Bukem sowas auf einer Progression Sesson gebracht und alle hätten es gefeiert.
6.5 von 10
Bereneces+dreadmaul-„Intercontinental/Aakhu“ (VS001)
Dieser Release ist für alle die gerne nachts allein im stockdusteren Wald rumrennen, auf Friedhöfen rumlungern oder alte Bunker ohne Taschenlampe erkunden und dabei ein wenig musikalsiche Untermalung benötigen. Sowohl „Intercontinental“ als auch „Aakhu“ sind so tiefschwarz wie die Seele von Imperator Palpatine. Mit fast klassisch technoider Struktur fressen sich die Tunes in dein Gehirn. Sie lassen sich Zeit, übernehmen ganz in Ruhe dein Bewusstsein und lassen dich nicht mehr los. Das ist deepe halfsteppige Mixtapemusik und der Gegenentwurf zum Dancefloor-Zeitgeist und Brachialgewalt. Mehr davon!
7 von 10
Future Cut-„20 20 VIP/The Specialist“ (BANDCAMP)
Ich hab die frühen Future Cut Sachen ziemlich gefeiert. „20 20“ war einer meiner absoluten Lieblingstunes. Der VIP ist jetzt auch digital auf dem Bandcamp von Future Cut erhältlich. Nostalgietrip. Geilo! Ausserdem kann man dort den Whiplash VIP (Sehr fett!) und „The Specialist“ (neues Master) bekommen. Nais wan.
8 von 10
https://futurecut.bandcamp.com/
Inja+Pete Cannon-„No Regrets“ (NHS319DD)
MC of the hour Inja zeigt nach „Blow Them Away“, dass von ihm noch einiges zu erwarten ist. „No Regrets“ wiegt dich zuerst in Sicherheit und pflockt dich dann trocken ins Herz. Ohne Vorwarnung und megagut inszeniert. Pete Cannon liefert genau was nötig ist. Glückwunsch Hospital, diese Veröffentlichung ist top.
9 von 10
Disprove-„Hard Problem/Automatic“ (MLS004)
Der absolute Chef-Italiener kann alles und zeigt was zu gehen hat. „Hard Problem“ ist der Flex für die Fortgeschrittenen. Sowas absurdes. Das Intro ist Friedhof pur, der Hauptteil aus einer anderen Dimension. Megastarkes synkopatisches Psycho-Geballer. „Automatic“ kommt mixfreundlich rein und baut dann mit dem Automatic-Vocal auf. Der Drop ist dann nullinger nicht mehr mixfreundlich und gibt dir Saures. Ungerade reingebummst, würd ich sagen. Dreitausend Percusssionelemente und Details rennen um die Wette. Der zweite Drop ist etwas straighter, aber ohne die Idee aufzugeben. Sehr gelungen. Top release.
9 von 10
https://soundcloud.com/methlab-recordings/disprove-hard-problem-automatic-inner-core-preview
Ill Truth presents „Volume One Album Sampler“ (LOCKDOWN)
Ill Truth als Kurator für ein ganzes Album einzusetzen halte ich für ziemlich sinnvoll. Sie selbst sind ein Garant für Qualität und ihre Verbindungen reichen weit. Der Albumsampler bringt vorab ihren eigenen Remix von „Trife Life“ (im Original von Trex). Und da machen sie schlicht alles richtig. Die Drums sind top, der Sub ist super und der Mixdown ist mega. „Cimmerian“ von Mzine & Scepticz dagegen ist mir zu dirty, saturated, metallisch. Für alle Liebhaber des Prä-Millenium-Sounds dürfte das jedoch ein Leckerbissen sein.
8 von 10
MIB Crew-„Free Album“ (NOCAT)
Die weltweit vernetzte MIB Crew bietet ein komplettes Album für Lau an. Einige bekanntere Namen gehören zum Paket und ich war ziemlich gespannt was mich erwartet. Anatomix aus Wien sind mit „Perspective“ dabei. Solider Track mit einem echt guten Intro und Build. Der Drop hätte etwas mehr Wumms haben können, aber durchaus saftiges Ding. Dottor poison und Stoner haben mit „MOscow Mule“ den Bogen etwas überspannt :-D Cool, dass sie immer wieder was Neues versuchen, aber das ist definitiv zu screechy für mich. „BSO Darkest“ vom Spanier Exodous ist chillig und verklappert. Es fehlt aber etwas an Tiefe und ein wenig mehr Druck hätte nicht geschadet. Ähnliches gilt für „Mark Us“ von Ransom und „Clomper“ von Stiipo. Freqax ist mit „BQuiet“ am Start. Cooler rollender Track mit einer gut gemachten Kombo aus Atmosphäre und technoidem Lead-Konstrukt. „You Ready“ von den Maniatics hätte ein Mörderbrett werden können. Leider ist der Mix wenig vorteilhaft und die Idee mit den Reeces hätte mehr Potenzial. „Unmanned“ von Mizo ist funky und pragmatisch. Gar nicht mal schlecht. Der Akov Remix von „Full Control“ (im Original von Mizo und oneByone) kommt äusserst episch rein und droppt dann typisch Akov. Die Hook is ok aber läuft dann auch ziemlich durch. Etwas mehr Variation wäre toll gewesen. „Particle Horizon“ von Sequential ist mir persönlich zu bratzig und reisst mich inhaltlich nicht vom Hocker. Der Puppetz Remix trifft meinen Nerv schon eher, aber hier wäre auch mehr drin gewesen. Etwas halbgar. Transforma und „The Ripper“ ist ok, aber das Zusammenspiel von Drums, Lead bzw. Bässen ist mir etwas zu unausgereift. Der „Path of the Psychopath“ von XtronX geht ziemlich an mir vorbei. Soundquali ist schon cool, aber der Lead reisst mich nicht und die Drums sind auch eher unspektakulär.
Unterm Strich ist das Album schon ok für einen Free Release, aber zwei Kritikpunkte habe ich: zum Einen kommt es unprofessionell rüber, wenn massive Lautstärkeschwankungen vorhanden sind und zum Anderen kommt es natürlich besser, wenn alle Tracks auf dem gleichen inhaltlichen Niveau sind.
6 von 10
Reviews by Kaiza