Wenn man an die Kuttin edge Drum & Bass Prduzenten in Deutschland betrachtet kommt man momentan, an „Kaiza“ nicht vorbei. Wir haben den Mannheimer Produzenten und Labelboss genauer unter die Lupe genommen…
Hallo, mein Name ist Kaiza. Ich betreibe ein Label namens T3K Recordings und bin Teil der Projekte INSTINKT und HUMANON.
Du bist ja auch nicht mehr der Jüngste und immer noch Drum & Bass?
Haha, ja, das stimmt. Eigentlich krass. Die Mucke flasht mich jeden Tag aufs Neue – auch nach mehr als 20 Jahren noch. Es gibt immer noch so vieles zu entdecken: ob jetzt das soulige Zeug von Lenzman, Halogenix und Alix Perez, der Wahnsinn von Serum, Voltage und Bladerunnner oder das unfassbare Zeug von Misanthrop, Disprove und Synergy.
Du schreibst ab und an mal Reviews für Baesse.de….
Ja, und das macht mir auch ziemlich viel Spaß. Es kommt wirklich viel gutes Material und da ich mir eh den Großteil reinziehe, kann ich auch kurz meine Gedanken dazu aufschreiben. Vielleicht bringt das ja sogar jemand was?!
Was siehts produktionsmässig bei Dir aus?
Es passiert gerade einiges. Zum Einen versuchen wir unser Projekt INSTINKT weiter nach vorne zu bringen. Rune und ich haben Ende letzten Jahres Verstärkung dazugeholt. Wir freuen uns, dass Tomtek jetzt dabei ist. Zum Anderen mache ich mit zwei Freunden aus der Slowakei das Projekt HUMANON. Beide Projekte entwickeln sich gut.
Wie sieht es mit Veröffentlichungen aus?
INSTINKT hatte Ende letztes Jahres die erfolgreiche Spidernet EP auf Red Light Records. Als Follow-up kam im Februar noch eine Collab auf Optivs Label („Mindrange“ mit Humanon). Außerdem haben wir es geschafft beide Projekte auf Methlab zu signen: die „Integral Aesthetics EP“ ist gerade veröffentlicht worden. Mehr Stuff kommt dann auf Santoku, Major League und Kill Tomorrow. Außerdem bin ich ziemlich happy, daß beide Projekte eine EP auf C4C LTD releasen werden.
Wie stehts um dein Label T3K Recordings?
Ich baller halt weiterhin eine Menge Zeug raus. Seit Anfang des Jahres gibt es jetzt auch die T3KNOLOGY-Releases. Die stechen qualitätsmässig ein bisschen hervor. Die erste T3KNOLOGY-EP war von Manta aus Österreich und ist gut eingeschlagen. Musikalischer Neuro. Mal was anderes. Ich will mich da soundmässig auch gar nicht festlegen. Im Februar kam eine deepe EP von Parasite aus meiner Heimat Frankfurt/Offenbach und dann sind ein paar Roller von Distant Future aus Russland geplant. Und wir haben noch mal ein paar Rune und Kaiza-Tracks remixen lassen. Die kommen jetzt auch noch. Da geht einiges. Ich bin sehr glücklich ein starkes Grafikteam an Bord zu haben (Big up Yan, Inward und Sylvia Shaundi). Außerdem hilft mir mein Kumpel Marc bei der technische Umsetzung. Vielen Dank an dieser Stelle.
Legst du eigentlich noch auf?
Haha, ja, gute Frage. Hab da ja in den letzten Jahren einiges probiert und auch wieder sein lassen. Residentjob in der Suite Mannheim, DJ-Performance-Hybrid mit Ableton Live und dann gabs ja auch die DMF Radioshow. Letztes Jahr dann zum Beispiel hab ich gnadenlos Bookings abgelehnt. Da war nix passendes dabei. Mittlerweile ist es so, dass ich ganz gut auf Serato klarkomme und auch wieder mehr Bock hab zu spielen. Vielleicht passiert ja in der Hinsicht auch wieder mehr. Cross Club in Prag im Januar war doch ein guter Anfang. Im Februar war „Riders on the Storm“ in Heilbronn angedacht. Ist aber wegen Krankheit leider geplatzt. Ich hoffe wir holen das bald nach. Dann ist auch was in Belgien geplant. Mal sehen wie sich das alles entwickelt.
Zudem gibt es einen regelmäßigen INSTINKT-Podcast („Evolution Theory“). Der Erste ist auch schonhochgeladen…
Wie stehst Du zur heutigen Technik rund ums auflegen?
Soll jeder machen wie er Bock hat. Die Vinyl vs. Controller Debatte ist für mich durch. Nicht nur wegen den technischen Neuerungen und den fließenden Grenzen mittlerweile. Mir kommts mehr aufs Ergebnis an.
Gibt es Artists mit denen du Kollaborationen startest oder starten möchtest?
Ja, ich finde die Tracks von Victim und Obeisant aus Neu-Seeland grandios. Mit denen ist auch schon was am Kochen. Ziemlich arg was die machen. Außerdem bin ich ein großer Fan von Lifesize MC. Mit dem haben wir auch schon was released und da muss noch mehr gehen. Auch seine Live-Performance ist eindrucksvoll. Geiler Tüp. Eine Collab mit Inward, Hanzo und Randie wär mal was. Hat bis jetzt zeitlich noch nicht geklappt.
Kannst du von der Musik leben?
Nee. Ich glaube aber tatsächlich vom reinen Drum & Bass leben, das ist nur einem recht kleinen Teil vorbehalten (im Vergleich zu der aberwitzigen Anzahl von Aktiven im Game). Und wie gut leben die? Wenn du bei einem der wirklich großen Labels bist und deine 3 bis 4 Gigs die Woche machst, dann hast du dein Auskommen. Aber zu welchem Preis? Airport, Hotel, Club, Airport. Das ist mir zu anstrengend. Also, unterm Strich, weiß ich in dem Fall auch gar nicht genau ob das so schlecht ist, dass ich weitgehend geldunabhängige Entscheidungen treffe. Immer auf den Profit schauen zu müssen, bedeutet auch, dass man gewisse Kompromisse eingehen muss. Manchmal vielleicht Sachen macht, die nicht unbedingt so nah an einem selbst sind. Andererseits ist Geld eine unumgängliche Größe und macht Vieles möglich. Mit einem größeren Budget beispielsweise könnte ich das Label mehr pushen. Oder meine Selbstvermarktung verbessern. Aber ich möchte mich eben nicht von dem aus der Musik erzeugten Geld abhängig machen. Für mich stellt sich das mehr so dar, dass ich seit Jahrzehnten mit der Musik lebe. Sie ist Teil von mir und gibt mir viel. Wobei mir der ganze Drum & Bass-Zirkus drum herum oft auch einfach die gute Laune raubt.
Welche Ziele verfolgst du denn dann?
Ich hab einfach Bock im Team weiterzukommen. Mir gehts darum gemeinsam was zu erschaffen. Mittlerweile geht das ja gut. Der Eine hockt in Timbuktu, der andere in Hintertupfingen. Dann machen wir das halt online. Wir können ortsunabhängig unsere Ideen besprechen und realisieren. Wir sind jetzt auf Cause4Concern LTD und Red Light Records gesigned. Einige andere interessante Labels bringen unsere Tracks raus. Und wenn Leute wie Optiv und CZA deine Projekte supporten, dann ist das natürlich auch so eine Art Bezahlung.
Hast du Wünsche für die Zukunft?
Ich hab in den letzten Jahren ein paar Leute kennengelernt mit denen wirklich was entstanden ist. Sowohl privat, wie auch im musikalischen Bereich. Manchmal lief das auch viel über Online-Medien. Aber das ist mir wichtig. Andere Standpunkte kennenlernen, miteinander reden (statt übereinander), verlässliche Beziehungen aufbauen und gegenseitiges Vertrauen. Mehr davon! Und außerdem bitte mehr Daytime-Parties. Dann schaff ich es vielleicht auch mal wieder auf ein Event lol.
Vielen Dank Florian für das auführliche Interview und weiterhin gutes gelingen bei Deinen/Euren Projekten!