Für unser neustes Interview, hat sich unser Redakteur Umut mit den Jungs von Korsakov zusammengesetzt. Das stetig wachsende Indoor-Event, ansässig im Club Massilo in Rotterdam, macht mit vor Diversität strotzenden Line Ups und ausverkauften Parties auf sich aufmerksam. Ob Pendulum, Maztek und Gridlok oder LSB und Hybrid Minds um nur einen Bruchteil zu nennen, für jeden Geschmack ist reichlich etwas geboten. Doch auch ein Label ist in der Mache. Aber lest selbst!
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Nachdem ihr eine der größten Drum & Bass Indoor-Veranstaltungen in Europa geschmissen habt und die nächste in der Pipeline ist, was sind eure Zukunftspläne mit der Marke?
Sami: Hallo, danke, dass du uns interviewst. Mein Name ist Sami und ich bin zusammen mit Sacha der Gründer von Korsakov. Elmar ist unser A & R Manager, der das Plattenlabel „Korsakov Music“ mit uns führen wird. Unsere nächste Veranstaltung findet am 26. Oktober statt, unser Indoor-Festival. Mit ~ 5000 Besuchern wird dies unsere bisher größte Ausgabe mit mehr als 60 Künstlern und 4 Floors sein! Wir erweitern auch unser Korsakov-Merchandise und werden es bald auf unserer Website verkaufen. Aufgrund unseres massiven Wachstums haben wir uns entschlossen 2019 und in den folgenden Jahren eine Europatour zu machen. Deutschland, Frankreich, Belgien, UK, Tschechien; wir kommen zu euch!
Elmar: Nachdem wir so schnell so groß geworden sind, waren wir der Meinung, dass ein Label eine perfekte Möglichkeit ist, unser riesiges Netzwerk zu nutzen um diese wunderschöne Musik noch mehr zu verbreiten. In naher Zukunft werdet ihr fantastische Veröffentlichungen von einigen großartigen Talenten sehen und auch etablierte große Namen. Die Zukunft sieht an der Korsakow-Front sehr rosig aus. Aber für mich werden es hauptsächlich Label-Pflichten sein.
Klingt großartig, werdet ihr euch auf ein bestimmtes Subgenre oder das ganzes Spektrum konzentrieren?
Elmar: Oh, wir gehen auf das volle Spektrum. Alleine auf dem ersten Release, The Korsakov Compilations Vol 1, werden wir alles haben, Liquid, Dancefloor, Neurofunk und Jump Up. Wir buchen alle Arten von Drum’nBass und das ist es auch, worauf wir mit dem Label setzen.
Das ist eine ziemlich gute Entscheidung. Wie denkt ihr über die Aufteilung der Szene in die jeweiligen Subgenres, insbesondere Neurofunk und Jump Up?
Elmar: Ich würde sagen, es ist völlig normales menschliches Verhalten. Manche Leute mögen das, manche Leute mögen das. Deshalb machen wir alles. Wir mögen alles! Solange es Qualität ist mögen wir es. Wir sind in Korsakov sogar geteilt! Ich persönlich bin nicht so auf Jump Up und Liquid , aber Sacha, der Buchungen für die Veranstaltung macht, liebt Jump Up und ich weiß, dass Sami seinen Liquid wirklich liebt. Deshalb haben wir vier Floors, haha.
In letzter Zeit gab es viele Start-up-Labels. Denkst du, ihr könnt aus diesen Massen herausstechen und wieso?
Elmar: Definitiv. Diese Labels werden zweifellos großartig sein, aber keine von den Anderen zum Beispiel (korrigiere mich, wenn ich hier falsch liege!), hat ein Event mit fünf TAUSEND Gästen, das ist super Verhandlungsmaterial für Künstler. Da die Veranstaltung das Wichtigste ist, können wir nicht jedem Künstler das gleiche anbieten. Vor allem aber kann ich beispielsweise einen Gig im Austausch für eine EP anbieten. Für mich ist das ein faier Deal wenn man bedenkt, dass gerade aufstrebende Künstler nicht so oft an solche Gigs kommen die nebenbei auch noch ihre Karriere pushen können. Wir kennen schon echt viele Künstler und haben gute Kontakte zu allen Managern und Agenten so dass es für mich sehr einfach ist, Künstler zu kontaktieren und Releases zu bekommen. Einige von ihnen haben mich für ein Release kontaktiert!
Kannst du schon Acts teasen?
Elmar: Nun, wenn es um die Line Ups angeht, kann ich natürlich nichts sagen. Was das Label angeht, wurden bereits Maztek, Optiv, Levela, und L 33 angekündigt und es kommen noch einige dazu.
Wird es ein rein digitales Label sein oder wird es physische Releases geben?
Elmar: Wir werden definitiv Hardcopies von unserem ersten Album veröffentlichen, aber sie werden höchstwahrscheinlich nur bei dem Indoor-Festival im Oktober verkauft werden. Wir werden Giveaways mit unterschriebenen Kopien machen, aber vorwiegend werden wir auf digital gehen. Alle unsere Veröffentlichungen werden für eine kurze Zeit exklusiv auf Beatport sein, bevor sie an Amazon, iTunes, Traxsource und Gott weiß welche anderen Plattformen treffen. Wir werden sehen, was funktioniert.
Was ist die Geschichte hinter Korsakov?
Sami:
Alkohol, um ehrlich zu sein. Es gab eine Zeit, in der ich jedes Wochenende viel getrunken und gefeiert habe. Nach einem solchen Tag waren Sacha und ich in Rotterdam und er erzählte mir die Dinge, an die ich mich nicht erinnern konnte, weil mein Gehirn nicht mehr normal funktionierte denke ich. Das folgende Gespräch ging so:
Sacha: Du hast wirklich Korsakov ..
Sami: Was ist das?
Sacha: Es ist eine Form von Hirnschäden, die man durch viel Alkoholkonsum und Mangel an Vitamin B1 bekommt.
Sami: Korsakov.
Sacha: Ja.
Sami: Das klingt nach einem guten Namen für eine Drum & Bass-Party.
Sacha: Ja, ich weiß, ich hatte vor ein paar Jahren die gleiche Idee.
Sami: Mhm, klar, lass es uns tun.
Einen Tag später kontaktierte ich Ruben Verhagen einen Freund von mir, der das Logo für Korsakov entwarf. In der Zwuschenzeit habe ich einen Werbeplan gemacht und den Veranstaltungsort, Künstler und alles Weitere klargemacht. Bei unserer ersten Ausgabe hatten wir Optiv und Pythius als Headliner plus einige einheimische DJ’s. Wir hatten sogar einen Bälle-Pool in einem Bereich. Unser Ziel war 800 Besucher und wir haben es mehr als geschafft. Die nächste Ausgabe war mit Black Sun Empire, The Prototypen, DC Breaks, Hypoxia, Arch Origin und mehr Einheimischen. Dieses Event mit 1200 Tickets war innerhalb von 26 Tagen komplett ausverkauft. Wir hatten noch 26 Tage mehr bis zum Event, aber wir konnten keine Tickets mehr verkaufen. Mit jeder weiteren Edition wuchsen und wuchsen wir.
Sind Kooperationen mit anderen Promotern geplant? Ich habe etwas mit Invaderz gesehen, in Belgien sind die ja ziemlich groß.
Sami: Ja, wir haben ein paar Kollaborationen mit anderen Promotern geplant. In diesem Stadium können wir nur Invaderz ankündigen. Wir hosten eine Bühne bei ihrer Veranstaltung und sie hosten eine bei unserer nächsten Veranstaltung. Der Rest muss noch bestätigt werden.
Etwas über euch im Detail, wie hat eure persönliche Drum & Bass-Reise angefangen?
Sami: Vor ein paar Jahren nahm mich Sacha zu einer Party namens Resist in Eindhoven (NL) mit. Ich war sofort angefixt und wir waren uns einig, dass wir Drum & Bass-Events in Rotterdam veranstalten sollten. Was schnell eskalierte…
Elmar: Haha super, das war auch meine erste Veranstaltung! Danach war ich einfach nur von Events abhängig und ging über Monate hinweg jede Woche weg. Dann begann ich als Journalist für Clownsville, eine kleine Plattform, zu arbeiten die Bewertungen von Veranstaltungen und Interviews schrieb. Danach ging es weiter zu All Electronic Music und dann Drumandbass.nl geschrieben, wo ich schnell die rechte Hand des Big Boss, Marc, geworden bin, dem ich eine Menge verdanke. Ich fing an große Künstler wie DC Breaks, Icicle, Alix Perez, Black Sun Empire, The Upbeats zu interviewen. Ich denke, ich habe gerade mehr als die Hälfte aller Dnb-Künstler befragt, haha. Dann fing ich an, Events in Amsterdam zu machen und kam zu Korsakov, wo ich mich um Artists kümmerte und jetzt bin ich der A & R Manager des Labels.
Mit riesigen Line-Ups wie diesem kommt große Verantwortung. Wie kommt ihr mit der Flut an Agenten und Künstlern klar?
Sami: Wir haben alle unsere eigene Rolle, Sacha verhandelt hauptsächlich mit Managern und ich kümmere mich um Rechnungen, Verträge und Artwork. Am Veranstaltungstag selbst verwalte ich die Veranstaltung zum größten Teil und Sacha unterhält Kontakt zu Agenten bezüglich Flugverspätungen, Planänderungen etc.
Einige Wochen vor der Veranstaltung arbeite ich mit einem Teammitglied an einem Plan, so dass bei Fahrern, Abendessen usw. alles reibungslos verläuft.
Elmar: In der Nacht selbst werde ich zum Artistbetreuer. Ich sorge dafür, dass jeder seinen Weg vom Hotel findet, ich kümmere mich um Probleme zwischen Hotel und Veranstaltungsort und bin der Ansprechpartner für alle Künstler und Manager in Sachen Gastfreundschaft und solche Sachen.
Ich schätze, große Ereignisse wie dieses machen große Kreise. Gab es Probleme mit der Stadt Rotterdam?
Sami: Rotterdam ist ‚the place to be‘ geworden! Wir haben Korsakow, PRSPCT, Subway, Blendits, Concrete Jungle. Die Sache mit Rotterdam im Vergleich zu Amsterdam ist, dass es nicht so voll von Touristen ist und die Events sind 18+. Die Parties sind meiner Meinung nach „reiner“ deswegen. Rotterdam wird definitiv zur Party-Hauptstadt Hollands.
Habt ihr neben eigens investiertem Geld und natürlich reichlich Nerven auch Sponsoren und falls ja, war es schwierig, solche zu finden?
Sami: Wir haben mit einem kleinen Budget begonnen und alles investiert, was wir mit der nächsten Ausgabe verdient haben. Das ist einer der Gründe, warum wir so schnell und groß wie ein Event geworden sind. Weil wir das immer wieder wiederholt haben und wir machen das immer noch. Wir haben keine Sponsoren. Ein Freund hat uns einmal Geld für unser zweijähriges Jubiläum geliehen aber ansonsten kommt alles von uns.
Das ist wirklich respektabel und nicht jeder Promoter tut das. Irgendwelche Tipps für andere Promoter?
Sami: Danke! Folgendes kann ich empfehlen:
– sei up to date was Social Media angeht aber sei nicht dieser lästige Typ der jeden Tag nervige Posts raushaut. Veröffentliche nur die wichtigen Informationen und einige lustige Sachen dazwischen.
– stell ein Team auf das deine VA online sowie offline bewirbt. Wenn ihr eine kleine Reihe seid, die nicht so auf Social Media aus ist (eher ländlich) geht voll auf Hard Tickets
– stellt sicher, dass Artwork und Logo heraustechen
– reinvestiert euer Geld um zu wachsen, lasst euch nicht auf weniger ein, only go bigger
Wie habt ihr Optiv für einen Gastmix bekommen?
Elmar: Ich habe ihn einfach gebeten, eins zu machen! Wir hatten vorher schon Kontakt und Maztek sowie Feint hatten Mixes beigesteuert, das half. Nachdem wir ihn bei unserem Neujahrsevent hatten haben wir ziemlich regelmäßig miteinander geschrieben. Ich hab ihn einfach auf Facebook gesucht und wir haben angefangen zu schreiben. Aus persönlichen Gründen musste er für die Compilation absagen aber er war sehr begeistert einen Mix für uns zu machen.
Wird es mehr von diesen Mixes geben?
Elmar: Hell yes. Ich habe bereits mindestens sieben oder acht großen Namen an Bord und bin in Gesprächen mit mindestens zehn weiteren Künstlern. Es ist etwas, das ich verwende, um unsere Marke zu vergrößern und der Welt zu zeigen, das wir uns geschäftlich an DnB orientieren. Ich habe es tatsächlich geschafft, den offiziellen Killbox Album-Promo-Mix für unseren Soundcloud-Kanal zu bekommen! Diesbezüglich des Labels ist das die Größenordnung auf der wir arbeiten.
Wie würdet ihr die holländische DnB-Szene beschreiben?
Elmar: Mit Prag ganz oben als eine der Besten der Welt. Wir haben jedes Jahr durchgened Veranstaltungen.. Noisia und Black Sun Empire sind Holländer und geben regelmäßig ihre Veranstaltungen, Noisia Invites und Blackout. Wir haben den ganzen Sommer heftige Festivals und die Massen gehen immer all in. Bei Korsakov haben wir 5000 Leute und der Raum ist voll mit Menschen, die um 8 Uhr morgens immer noch steil gehen.
Sami: Ich muss Elmar zustimmen, es ist eine der Besten, neben dem Vereinigeten Königreich natürlich. Liquicity und Blackout machen einen tollen Job als große Veranstaltung. Es gibt auch einige andere Events, die zum Beispiel auch gut sind; WTF, Nox, High Tea, Spektrum, Major League, Inversion und Blendits. Die Tatsache, dass Holland so ein kleines Land ist und das sich so viele Leute kennen ist es was die holländische Szene zu einer wahren Gemeinschaft macht.
Wie sieht euer normaler Tag neben der Zusammenarbeit für mehr Korsakov-Events aus?
Sami: Aufwachen um 9-10 Uhr> ins Fitnessstudio (optional)> Arbeite bis 7> Entspanne dich oder hänge mit Menschen ab> Meditiere> Schlaf.
So sieht mein normaler Tag aus. Was ich in diesen wenigen Stunden Arbeit mache, ist das Organisieren von Veranstaltungen, das Erstellen von A und das Erstellen von Websites. Seit kurzem arbeite ich mit Elmar auch als Projektkoordinator für die London Music Conference, die vom 11.-13. Oktober 2018 in London die erste Electronic Music Conference für Profis und Künstler der Veranstaltungsbranche sein wird. In meiner Freizeit mache ich Industrial Techno unter meinem Pseudonym ‚AUXXUA‘.
Elmar: Ich bin mit meiner Arbeit verheiratet da ich momentan viel alleine oder mit Sami arbeite. Ich habe viel für das Label zu tun. Ich mache manchmal noch drumandbass.nl-Sachen, aber ich bin sehr beschäftigt, so dass es jetzt auf der unteren Ebene der Prioritätenliste ist. Ich bin auch ein internationaler DJ und muss diesen Sommer ins Ausland gehen und trotzdem einen normalen Job machen. Zum Glück habe ich das Privileg auf Reisen arbeiten zu können. Ich bin gerade extrem glücklich und privilegiert, jetzt meinen Lebensunterhalt mit dem zu verdienen, was ich liebe. Ich begann auch als Brand & Communications Manager für die London Music Conference zu arbeiten und assistiere Sami viel. Die Veranstaltung hat ein riesiges Potenzial, also habt ein Auge darauf!
Was halten ihr von der aktuellen globalen Szene?
Elmar: Viele Kids mit Drogen die mal einen Satz warme Ohren von Papa brauchen, um ehrlich zu sein. Ich liebe eine Menge Leute in der Szene, aber ich finde mich ein wenig von den Massen entfremdet, besonders bei Veranstaltungen ab 16 Jahren, weil es so scheint, als ob jeder nur an Drogen interessiert ist. Ich liebe es, für sie zu spielen, weil sie all in gehen. Ich wünschte nur, sie würden mehr auf sich selbst aufpassen, denn bei vielen Veranstaltungen sehe ich, dass zumindest eine Person in einem Krankenwagen herausgeführt wird, was verdammt schade ist. Andererseits war ich selbst einmal zu krass dabei und musste in ein Krankenhaus gebracht werden, wo ich fünf verdammte Tage verbrachte, um mich zu erholen. Das hat mich wirklich dazu gebracht, viel darüber nachzudenken, was zum Teufel ich mit mir gemacht habe und zum Glück habe ich daraus gelernt und bin seitdem von allem verschont geblieben. Ich hoffe nur, dass der Rest nicht so etwas durchmachen muss, bevor er realisiert, was sie sich selbst antun.
Sami: Die Szene wächst schnell, da Drum and Bass in Holland und dem Rest der Welt immer beliebter wird. Ich mag die Szene wie sie ist und ich liebe die Tatsache, dass sie wächst. Es ist gut für die Künstler, die Veranstaltungen und die Musik im Allgemeinen. Bezüglich Drogen, mach dein Ding aber sei vorsichtig, ok?
Danke für das hochinteressante Interview und bis bald!