Nach drei renommierten LPs auf BMTM und etlichen Remixes, auch für Künstler außerhalb des Genres, hat sich der österreichische Produzent Kimyan Law in der Szene als kreativer Newcomer etabliert. Ich habe Kimyan Law in Wien getroffen und mit ihm über sein musikalisches Schaffen und seinen Werdegang geplaudert.
Hallo Kim. Dein aktuelles Album „Yonda“ ist auf Blu Mar Ten Music erschienen. Wie die ersten beiden Alben geht „Yonda“ bis an die Grenzen des Genres. Wie ist das neue Album entstanden?
Wenn ich beginne an einem neuen Album zu arbeiten, ist es im Anfang oft nicht mehr als ein Haufen Skizzen, Notizen und Rhythmen oder Dinge, die ich schon länger mal ausprobieren wollte. Yonda ist eigentlich mehr oder weniger auch so entstanden.
Bis jetzt hast du ja fast ausschließlich auf Blu Mar Ten released – war das eine bewusste Entscheidung, oder ist das einfach so passiert?
Abgesehen davon, dass ich meinen ersten Release auf BMTM released habe, war es nicht unbedingt eine bewusste Entscheidung. Von Anfang an, bis über das dritte Album hat es sich einfach richtig angefühlt.
Du machst schon seit deiner Kindheit Musik. Wie bist du letztendlich im Drum & Bass gelandet, welche musikalischen Zwischenstationen gab es in deiner Jugend? Warum nicht ein anderes Genre?
Laut dem Elternhaus, seit dem ich vier oder fünf Jahre alt bin. Als es dann Youtube gab, und ich angefangen habe online nach Musik zu suchen, bin ich irgendwann mal dann auf so Tracks wie ‚Brown Paper Bag‘ von Roni Size, oder ‚Billion Dollar Gravy‘ von London Elektricity gestoßen. Da war ich wahrscheinlich circa dreizehn Jahre alt. Drum & Bass, und ein paar andere Genres, sind für mich einfach perfekt, um zu experimentieren und neue Dinge zu entdecken, beziehungsweise zu spielen oder zu schreiben. In meinen Releases gibt es aber meistens auch Pieces, die nicht unbedingt in die Kategorie Drum & Bass fallen würden.
In deinem Sound finden sich verschiedenste Einflüsse wieder – auch traditionelle Klänge spielen in eine große Rolle. Wie entsteht ein Kimyan Law-Tune. Wie würdest du deine musikalische Herangehensweise beschreiben?
Es kommt darauf an, was mir als erstes in den Sinn kommt. Manchmal ist es ein Motif, manchmal ein Rhythmus, vielleicht ein bestimmtes Geräusch. Je nach dem, beginne ich meistens zuerst mit dem jeweiligen Sound. Danach bin ich oft in einem Zustand, in dem ich eigentlich nicht viel nachdenke, sondern einfach ‚mache’. Das was sich richtig anfühlt bleibt, der Rest wird verändert bis er passt, oder entfernt. Es gibt dann, meiner Meinung nach, eine Zeit in der das Lied einem dann sagt, was es noch braucht um ‚fertig‘ zu werden; und wenn man dem zuhört, dann fühlt es sich manchmal so an, als würde es sich von selbst schreiben.
Welchen Eindruck macht die Szene derzeit auf dich? Ist dir eine gesunde Clubkultur wichtig, oder konzentrierst du dich lieber auf deine Produktionen?
Die internationale Szene, allgemein? Unglaublich divers, voll Energie und konstant wachsend. Mir ist die Clubkultur genauso wichtig, wie die Produktionen. Der größte Einfluss von Drum & Bass, kommt glaube ich eigentlich davon, dass ich jahrelang in Clubs war, weil es zu der Zeit diese Art von Musik nicht wirklich irgendwo anders gespielt hat.
Jetzt noch schnell ein Ausflug in die Technik: Es gibt ja diese legendäre Geschichte, du hättest dein Debütalbum auf billigen In-ear Kopfhörern produziert – hast du dir inzwischen ein professionelles Setup zugelegt, oder produzierst du immer noch mit den gleichen Kopfhörern?
Ich produziere mittlerweile mit etwas mehr Equipment, benutze aber immer noch die gleichen Kopfhörer. Dazu kommen Mikrofone und ein Aufnahmegerät, ein MIDI Keyboard, und eine Tonne Musikinstrumente.
Ist Hardware für dich generell ein großes Thema? Gibt es irgendwelche Hard- oder auch Software, die du ständig benutzt und von der du behaupten würdest, dass sie deinen Sound maßgeblich mitbestimmt?
Hardware im Sinne von Instrumenten, ja. Es gibt natürlich Hardware, Konsolen, Sampler und Synthesizer, die ich mir gerne zulegen würde, und sicher irgendwann werde. Mir reicht allerdings das was ich momentan besitze, wahrscheinlich weil ich mehr oder weniger so angefangen habe, und ich meinem Equipment vertraue, weil ich es gut kenne.
Nach deiner dritten LP innerhalb von sechs Jahren muss ich natürlich die Frage stellen: Arbeitest du schon am vierten Album? Gibt es andere zukünftige Projekte über die du uns etwas verraten kannst?
Es gibt eine Hand voll Projekte an denen ich zurzeit arbeite, ob ein viertes Album in Arbeit ist oder nicht, bleibt derweil verborgen.
Zum Abschluss noch ein paar knallharte Fragen:
Fünf Tracks / Releases, fünf Artists und fünf Labels die du als wegweisend für deinen Sound bezeichnen würdest?
Wow, schwierig. Tracks – unmöglich, es gibt so, so viel unglaubliche Musik. Viel Jungle, viel Drum & Bass und viel Garage, auf jeden Fall. Viel kongolesische und allgemein afrikanische und asiatische Musik.
Ich würde sagen Artists, die mich früher schon stark beeinflusst haben, sind zum Beispiel Amon Tobin, Burial, Björk, Aphex Twin, Bobby McFerrin.
Und deine größten Einflüsse generell, egal ob musikalisch oder nicht?
Mein allergrößter Einfluss, aus dem ich die meiste Inspiration für Pieces bekomme, ist die Natur. Fauna, Flora, die großen und kleinen Wesen, das Wetter, die Umgebung in der ich aufgewachsen bin.
Gibt es noch eine Message die du unseren Lesern für das Ende des Interviews mitgeben willst?
Verbringt Zeit in der Natur, so oft Ihr könnt. Bless
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