Hier unsere aktuellen Drum and Bass Reviews für den Monat Januar. Diesmal dabei Releases von #PLAY! Music #Surveillance Music #Fokuz Recordings #170+ Recordings #InnergroundRecords #SINFULMAZE #ProtoCode. Danke an Lennart und Metric. Viel Spaß beim Lesen und Reinhören!
Jon Void, Rob Lee – “Lost”
Im deutschen Bereich gibt’s echt wenige, die in letzter Zeit einen so steilen Aufstieg wie der Kölsche Jung Jon Void hingelegt haben. Seitdem er seinem vorherigen Alias „Void“ seinen halben Vornamen angehängt hat, treibt er sich sich nun nicht nur regelmäßig mit den holländischen Liquid-Dancefloor Legenden von Liquicity herum, sondern ist auch Stammgast auf dem heimischen Label PLAY! Music geworden, auf welchem nun auch die neuste Single „Lost“ released wurde. Mit vom R&B inspirierten Ohrenwurm-Hooks vom US-Amerikaner Rob Lee, einer Prise wunderschöner Streichinstrumente für die Atmosphäre und, bevor wir’s vergessen, einer gehörigen Portion wummerndem Bass auf nach vorne peitschenden Drum Loops hat Jon mal wieder etwas erschaffen, was man in Fachkreisen auch „Banger“ nennt. Wie man es von ihm inzwischen eben erwarten kann. Haut sehr gut rein! (Lennart Hoffmann)
Release: 03.03.2022
Label: PLAY! Music
Katalognummer: PLAYMUSIC013
Wertung: 9/10
Lavance – „Ergo Sum / Ground Zero“
Lavance hat gerade so’n richtigen Lauf. Versteht mich nicht falsch, der belgische Produzent mit dem Flair für’s Deep’n’Darke haut schon seit Ewigkeiten ziemlich geile Dinger raus. Aber dieser One-Two Punch bestehend aus seiner richtig guten „Grudge“ EP auf Onyx vor ein paar Monaten und dieser Next-Level Doppelsingle „Ergo Sum / Ground Zero“ auf dem immer noch viel zu underratedten portugiesischen Label Surveillance Music vor ein paar Wochen hat mich einfach von vorne bis hinten überzeugt. „Ergo Sum“ strotzt dabei nicht nur so vor wunderschön-gruseliger Atmosphäre, die Drops haben’s auch echt in sich. Mit außerirdisch-guten Vocal Chops, Snares, die ich gefühlt so auch noch nie gehört hab, einem echt bösen Bass und einem Level an Produktion, das man so auch nicht alle Tage hört, hat er echt ein richtiges Brett abgeliefert. Gleiches gilt dabei auch ohne Einschränkungen für „Ground Zero“, hier wird allerdings eher auf die wummernde Wand aus Bass gesetzt als auf den steppigen Rhythmus. Beide Tracks sind einfach nur hervorragend. (Lennart Hoffmann)
Release: 04.03.2022
Label: Surveillance Music
Katalognummer: SRVLNC008
Wertung: 9/10
Tenkei – „Shinkai EP“
Jetzt mal was zu einem Artist, den ich noch gar nicht kannte: Tenkei. Jegliche Rechercheversuche sind auch kläglich gescheitert. Aber hey, es soll ja auch um die Musik gehen und die kann ich echt empfehlen! Genauer gesagt geht es um die „Shinkai“ EP auf dem holländischen Label Fokuz Recordings, auf der es Tenkei auf 4 Tracks echt geschafft hat, aus der schieren Masse an Releases unter dem Fokuz Banner herauszustechen. Wie, fragt ihr? Mit einem einzigartigen Sound! Ob nun wie auf dem EP Opener „Afterlife“ mit lässig-stylischen Synthmelodien, oder wie auf „Intrusion“ mit interessanten Rhythmen durch die fix gezupften Riffs, oder wie auf dem Titeltrack „Shinkai“ mit deeperem Sound, der einen zum Steppen anregt, oder doch wie auf „Notenough“ mit lang anhaltenden Wellen aus Bass, irgendwie haben die Tracks alle was. Durch die unterschiedlichen Stile an jedem Stopp bleibt’s auch bis zum Ende interessant anzuhören. Für den ersten „richtigen“ Labelrelease auf jeden Fall erste Sahne! (Lennart Hoffmann)
Release: 02.03.2022
Label: Fokuz Recordings
Katalognummer: FOKUZ22175
Wertung: 8/10
Beatmool – “Last Night EP”
Es gibt kaum einen Artist, der am laufenden Band so schönen Instrumental Liquid produziert wie der in Korea geborene, inzwischen in Vancouver lebende Produzent Beatmool. Zwar hat es ihn mit seinem Gespür für schöne Melodien auch schon auf RAM und ProgRAM verschlagen, wenn man mich fragt hat er jedoch noch viel viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Nach einer ganzen Reihe an einfach nur bezaubernden Selfreleases, zieht es Beatmool nun auf das frisch gegründete Label 170+ Recordings mit seiner brandneuen „Last Night“ EP. Falls ihr noch nicht Beatmools einzigartigen idyllisch-malerischen Art des Liquids vertraut seid, kann ich diese EP wirklich nur wärmstens empfehlen. Auf diesen vier neuen Tracks hat er mit seinen Gitarren, Pianos und warmen Bässen eine in sich stimmige wunderschöne „Im wohlig-kuschligen Zimmer einen heißen Kakao genießen während draußen alles von Schnee bedeckt ist“ Atmosphäre geschaffen, die einen einfach gedanklich davon treiben lässt und einen die Zeit komplett vergessen lässt. Schön. (Lennart Hoffmann)
Release: 04.03.2022
Label: 170+ Recordings
Katalognummer: 170PLUS05
Wertung: 9/10
Furniss – “Lalo EP”
Analog zu meinem Abgesang des Neurofunks bei den vorletzten Reviews, könnte ich das theoretisch auch für den Foghorn-Style behaupten. Tatsächlich ist das Subgenre (was gar keines ist) schon mächtig ausgeschlachtet worden. Zumindest glaube ich, dass die allermeisten Free Downloads auf den Online-Musikdiensten unter diesem Style subsumiert werden können. Und wenn sich die Tracks so sehr ähneln, dann trennt sich die Spreu vom Weizen eben mehr durch die Qualität des Mixdowns. Einer, der in dieser Hinsicht ganz oben mitspielt, ist Furniss aus Northampton. Grooverider höchstpersönlich hatte ihn einst gekascht und mit ihm einige Singles auf Prototype gemacht – einem Label, von dem nun wirklich nur ausgewählte Releases und das auch noch selten erscheinen. Mit der „Lalo EP“ ist er auf Markys Innerground-Label gelandet, was bislang wiederum eher ein Imprint für überwiegend positiven und gut gelaunten Liquid war. Nun also eine Dreierpackung böse Legato-Basslines, schön ausproduziert und so druckvoll, als würde man beim Schleudergang direkt neben der Wäschetrommel sitzen. Der Titeltrack „Lalo“ unterscheidet sich vom Opener „Can´t You See It“ nur marginal und ist a ein bisschen mehr stabby und catchy. Wird man wohl in den folgenden Monaten noch öfter hören, nicht nur bei Marky. „Serious Business“ markiert dann die Offkey-Variante für die Freunde des Rollout-Vibes. Für mich ist das nix, von daher erfreue ich mich an den anderen beiden Tracks, die sich wie Tools anfühlen, aber doch ein bisschen mehr sind. (Metric)
Release: 18.02.2022
Label: Innerground Records
Katalognummer: INN104
Wertung: 8/10
A.way – “Mindless EP”
Durch völligen Zufall bin ich auf diese EP gestoßen, da ich mir das Label Sinful Maze durch qualitative Releases schon im Hinterkopf abgespeichert hatte. Doch was ist das für eine Debüt-EP?! Zu den Fakten: Martin aka A.way, Slowake, 19 Jahre jung, Student der Tontechnik. Also irgendwas müssen die Hochschulen bei jenen Studiengängen richtig machen, denn wie kann man sonst beim ersten Release bereits mit einem derartigen Produktionslevel aufwarten?! Kickoff der EP ist „Equilibrium“, was auch direkt den ersten Platz meiner baesse.de-März-Charts erstürmte. Der Track startet mit marginalem Intro: zunächst nur ein paar Strings; dann gehauchtes Vocal, getragen von ein paar Akkorden; dann Buildup und schließlich Wahnsinnsdrop. Pure head nod business! Ein Track, an dem die Fans vom kontemporären perkussiven 2-Step-Drum and Bass ihre helle Freude haben dürften. A.way gelingt hier ein großer Wurf mit scheinbar einfachen Mitteln. So chopped er z.B. das Vocal, das erklingt versetzt zum Shuffle-Synth und erzeugt so einen zusätzlichen Groove. Simply clever! Es folgt „Critical Tempo“, ein hektisch, toxisches Synth-Monster mit ebenso zwingendem Groove. Etwas klassisch techiger geht’s bei „Kingdom“ feat. Notequal zu. Der Track hält nicht nur diverse Beatwechsel, sondern auch ein echt Filmscore-mäßiges Intro bzw. Breakdown bereit. Mit „Tears“ bedient A.way zum Schluss auch noch das Halfstep-Ressort – und auch das wahrlich gekonnt! Krasses Debütrelease. Doppelt unterstrichen! (Metric)
Release: 22.02.2022
Label: SINFUL MAZE
Katalognummer: SFM013
Wertung: 9/10
VA – “ProtoCode Presents: Alpha Cuts Volume 2”
Kommen wir mal zu einer Compilation. „Alpha Cuts Volume 2“ erschien auf dem australischen Label ProtoCode, welches in Perth ansässig ist und auch eher Klasse statt Masse veröffentlicht. Die enthaltenen sieben Tracks sind allesamt eher im techigen bzw. Neurofunk-Bereich verortbar. Esym und Transforma dürften noch die geläufigsten Protagonisten auf dem Sampler sein, der Rest sind tendenziell neue Namen, wobei ihr ja wisst, dass ich gerade dann erst warm laufe, wenn ich von unbekannten Artists lese. Einer meiner beiden Favoriten auf der VÖ ist in jedem Falle „Anima“ von Oryx, ein hypnotischer Roller, der sich großartig voranschraubt und gen Ende die Synth-Schichten geradezu auftürmt. Killer! Ganz anderer Gestus, aber ebenso gut finde ich „Sequence“ von Jenske. Dabei handelt es sich um eine krachige Uplifting-Nummer, bei der einem die Rave-Sirenen nur so um die Ohren geschmettert werden. Freunde der Tunes von Delta Heavy oder Junk Mail werden hiermit aufgefordert, sich mit Jenske zu beschäftigen. Der hat schon einige solcher Knaller released. Summa summarum eine Compilation mit überwiegend harten Beats, die auf ihren Einsatz als Dancefloorfutter warten. (Metric)
Release: 21.02.2022
Label: ProtoCode
Katalognummer: PRTCD0025
Wertung: 8/10