Bensley, Justin Hawkes & Kumarion – “Carry The Fire”
Bei all der UK-Dominanz, nebst bisschen Kontinentaleuropa und Neuseeland, darf und sollte man die nordamerikanischen Producer nicht vergessen. Vor allem, da sich einige von ihnen über die vergangenen Jahre wirklich gut gemausert haben. Für dieses Release sind derer gleich drei an der Zahl ans gemeinsame Werk gegangen und haben Skills, Knowledge und Sound zusammengeschmissen: der Kanadier Bensley (hatte bereits VÖ u.a. auf mau5trap, UKF und Deadbeats), das texanische Wunderkind Justin Hawkes (der auch gerade durch Europa tourt) sowie der (wie ich finde zu Unrecht) noch nicht so bekannte Kumarion aus Denver. Sie alle waren mit ihren Tracks bislang mehr oder minder melodisch unterwegs und das selten zu cheesy, wie ich finde. Kumarion ist da vielleicht noch der rougheste im Trio und überzeugte mich mit so manchem Remix vor allem in Sachen Drumming. Wer für dieses Projekt für welchen Bereich zuständig ist, bleibt indes ein Geheimnis. Auch wie der Fortgang aussieht, denn die drei haben für bzw. mit der EP auch noch kurzerhand ein neues Label namens „Beacon“ gegründet, welches im Subtext lediglich den Verweis „for the people.“ enthält. Umso deutlicher wird das durch die vier Tracks unterfüttert, denn die sind allesamt heiß und lecker wie Tipan. Kickoff „Supernova“ wirkt zunächst wie ein Standard-Uplifting-Track, geht dann im Drop jedoch schön deep-delayed bei gefühltem C&K vs Mefjus-Drumming. Es folgt der Titeltrack „Carry The Fire“, was dann doch eine etwas cheesig-poppigere Nummer inklusive entsprechender Hookline geworden ist. Deshalb schnell zu „I’m Losing My Mind“, wo das Drumming von Track 1 auch wieder zurückgekommen ist. Wenn mich hier was stört, dann vielleicht auch wiederum die etwas hohe Hook, ansonsten: Tune! „Sell My Soul“ mimt den Abschluss und ist eher der groovende Roller unter den vieren mit schönem Drive. Feuer bzw. Leuchtfeuer sind die Themen der EP und des Labels. Auf alle Fälle sind die drei Protagonisten die Leuchttürme ihrer jeweiligen Regionen. Bitte tragt euer Feuer in alle Welt! (Metric)
Release: 14.06.2024
Label: BEACON
Katalognummer: BCNEP001
Wertung: 8/10
FEISTLING – „NUTZ“
Grüß Gott, werte Trommel- und Bassliebhaberer! Es ist mal wieder Zeit den Blick gen unserer südlichen Nachbarn zu richten. Genauer gesagt geht’s diesmal in’s schöne Salzburg, wo der feiste Herr Elias Handschuh in letzter Zeit so einiges an Radau verursacht! 2015 ging die Produktionssause schon los, aber erstmal hieß es als RXID, und meist mit Brudi Lukas PENZ im Schlepptau, alles von Eisdiscos bis zu den hottesten Clubs einzuheizen. Dabei galt: hauptsache Hard. Hardstyle Jungle DJ Competition? Haben sie gewonnen. Eigene Produktionen in der Hardcore, Hard Terror und (Neo) Hard House Genrematrix? Gab’s ab 2019 sowohl alleine als auch im Doppelpack. Ein Promo-Channel names We Love HardHouse? Yup, den gab’s 2016 zusammen mit Rawpvck, VVL and Tenno auch! Support von SAY MY NAME, dem Godfather of Hard Trap? Checkerino! Diese gesammelte Hardtistische Erfahrung ermöglichte ihm dann in 2022, als er sich dann schlussendlich als FEISTLING im hypereurodrumdubdancehopbass selbstständig machte, mit grandios in-die-fressigen Selfreleases und Bootlegs en masse die Bassszene plattzuwälzen. Auch als DJ ging’s weiter hoch her – erst letztens gab’s den Sieg im Electric Love Festival DJ Contest – aber heute gucken wir uns seine neueste Kreation an: NUTZ! In kürzester Zeit kriegen wir die eingängige Horrormelodie bereits um die Ohren geschlagen, zu der sich nach kurzem Hypemoment auch donnernder Bass, fetzige Laser und dubsteppige Growls gesellen, um uns Ravern ein rundum fettes Paket zu liefern. Mit anderen Worten, der Name ist Programm. Sick! (Lennart Hoffmann)
Release: 12.07.2024
Label: Selfreleased
Katalognummer: -/-
Wertung: 9/10
Manta – „It’s You/Fireflies“
Mantarochen fand ich schon immer cool. Seit Salzburger Daniel Hollinetz in 2015(ish) angefangen hat, seine wild kreativen Ideen unter dem „Manta“ Spitznamen zu DnPapier zu bringen, find ich sie gleich noch viel cooler! Sind wir ehrlich, groß einleiten muss ich den Namen auch gar nicht mehr, irgendwo auf Moshbit, Mayan, Bad Taste, Diascope, Hanzom, Eatbrain, Mainframe, High Tea, Sinful Maze oder Korsakov habt ihr seine Schöpfungen ja wohl schon mal mitbekommen! Dazu gab’s ja auch noch die unzähligen Kollaborationen mit seinen Landskollegen Frank Lemon, Screamarts und Disaszt, aber auch die hiesigen Produzenten wie Kaiza, Instinkt (also auch Kaiza) oder Smeerlapp haben sich schon mit Daniel zusammengeschlossen. Aber genug davon, hier geht’s heute darum, sich seinen neuesten Zweiteiler zu Gemüte zu führen. Auf dem kaizalichen T3K Recordings, seit letztem Jahr unter dem PROT3KT Banner komplett gemeinnützig und umweltfördernd unterwegs, hat der gute Daniel nämlich, selbst für seine Verhältnisse, zwei extra (Man)tadellos produzierte Reisen durch allerlei einzigartige Soundschaften hergezaubert. „It’s You“ hat bereits einen Riesenbatzen außergewöhnliche Sounddesign Spielereien über die gesamte Energiebandbreite hinweg, mit Melodeien, die schlicht nicht aus meinem Kopf verschwinden möchten, anzubieten, aber „Fireflies“ muss sich mit seinen sich ständig entwickelnden Rhythmusspielereien und immensen Vibes auch echt kein Stück verstecken. Wunderbare Musik, und über Bandcamp spendet man auch automatisch für einen sehr guten Zweck – was will man mehr? (Lennart Hoffmann)
Release: 14.07.2024
Label: T3K Recordings
Katalognummer: T3KTHE003
Wertung: 9.5/10
IMP Dariush – „Wish to Begin“
Nachbarn schön und gut, aber wie wär’s mal mit ’nem neuen Talent aus dem guten alten Schland? Presenting: IMP Dariush! Hinter dem durchaus einzigartigen Namen versteckt sich der gerade einmal 17-jähriger maskierte Rächer Dariush Asghari, der schon seit 2021 allerlei Elektronisches mit so einigem Filmischem verbindet. Nicht nur seine Inspirationen Martin Garrix, Polygon, Vluarr, Aspyer und HI-LO decken dabei die ganze Bandbreite an Genres ab, auch er selbst hat schon alles von Synthwave und Techno bis hin zu House und Future Garage ausprobiert. Für uns am relevantesten: Ab 2023 kam dann immer mehr DnB dazu! Und inzwischen kriegen sogar die House Tunes DnB VIPs! Sowas sieht man doch gerne. Natürlich gibt’s vom guten IMP immer noch viel anderes zu hören, aber heute gucken wir uns natürlich den neuesten DnBanger aus der Dariuschmiede an: „Wish To Begin“, released über das internationale Indie Imprint Influxivity. Auf diesem meiner Meinung nach bisher (!) besten seiner Stücke gibt’s nicht nur ein melancholisches Ohrwurmvocal, es wird auch der Bass gehörig aufgedreht, mit allerlei schöner Bewegung und fetziger Distortion, und mehrere Synthkanonen drüber hinweg abgefeuert. Eine Kombination, die mich einfach immer überzeugt. Fett! (Lennart Hoffmann)
Release: 12.07.2024
Label: Influxivity
Katalognummer: FLX011
Wertung: 8.5/10
OBSES – „Catharsis / Partir“
Okay, na gut, zu guter Letzt geht’s dann eben doch noch mal zu den Nachbarn. Aber dafür diesmal in das Land der Franken! Dort, oder genauer gesagt in dessen Hauptstadt, wirbelt nämlich Noa Choukroun, aka OBSES, so einiges an Staub auf! Aber auch so ein wenig aus dem Nichts. Seine drei (in Zahlen: 3) Selfreleases vor diesem hier haben schon gut reingehauen, aber ich hatte ihn zumindest echt gar nicht auf dem Schirm, beziehungsweise erst als er als NËUestes Mitglied der unglaublich illustren Familie an Neosignal Geschwisterlabel Alumni bekannt gab. Für diesen Meilenstein hat sich Noa auch extra viel spaßige Promo einfallen lassen, von Track Breakdowns im Wald bis hin zu allerlei Straßeninterviews, aber ganz ehrlich, der Release hat auch einfach echt jede zusätzliche Aufmerksamkeit verdient! Zwar wird der Opa, der das ganze hier als Heavy Jazz abtut, wahrscheinlich kein Fan werden, aber hey, vielleicht landete das Reel ja bei einem DnB Fan. Okay okay, aber was für DnB Musik isses denn nu, wenn’s schon mit Jazz nichts zu tun hat? „Catharsis“ eröffnet das lodernde Feuer dieser Doppelsingle mit einem synkopathischen Feuerwerk der Extraklasse, welches zusammen mit triplettierten Synths, zur Endlichkeit verzerrten Bässen und einer melodischen Idee nach der anderen ein zutiefst komisches, aber irgendwie auch grandioses Gesamtbild abgibt, und „Partir“ wirft uns einem unglaublich harten, kalten Snarewirbelsturm zum Fraß vor, das aber auch musikalisch so einige sehr coole Dinge abzieht. Ich bin obsessed zu sagen ist zu einfach, oder? So oder so, wild! (Lennart Hoffmann)
Release: 21.06.2024
Label: NËU
Katalognummer: NEU029
Wertung: 9.5/10