Rantik – “The Façade”
Kennt ihr das, wenn ihr einen neuen Artist für euch entdeckt, den ihr von vorne bis hinten feiert? Rantik ist so einer für mich. Vor gut einem Jahr bin ich durch die “We Are Incurzion” Compilation auf den 20-jährigen aus Newcastle gestoßen und war direkt riesiger Fan. Als ich dann die ersten Previews aus dem Hause Incurzion für einen 4-Tracker von ebenjenem Talent zu hören bekam, wusste ich, das wird großartig. Und das wurde es dann am Ende auch! Jeder Track auf dieser neuen „Façade“ EP zeigt eine andere, großartige Facette vom aufstrebenden Produzenten. Ob nun der soulhafte deepe Roller „At All Ends“, der anarchisch um sich schlagende VIP seines (bisher) größten Hits „Hear My Rhythm“, der Newschool-Synth-Traum „Colours“ oder das wilde Gemisch aus Altem and Neuem „As You Were“, Rantik liefert in jedem einzelnen seiner verschiedenen newschooligen Styles grandios ab. Verdient sowas von viel viel mehr Aufmerksamkeit der Dude. Bei dem extrem hochqualitativen Output ist das meiner Meinung nach aber nur noch eine Frage der Zeit. (Lennart Hoffmann)
Release: 06.08.2021
Label: Incurzion Audio
Katalognummer: INC031
Wertung: 8.5/10
Satl – „Bedroom Producer With A Dream EP“
Satl ist inzwischen einfach nicht mehr aufzuhalten. Seit 2014 haut der gute Adrian aus Gdansk in Polen so viel extrem guten Liquid Drum & Bass raus, dass inzwischen meine halbe All-time Liquid Favourites Playlist aus Satl Tracks besteht, und da habe ich nicht mal seine zig anderen Aliase mit einbezogen. Kein Wunder, dass er mit seinen Releases inzwischen auf Genregiganten wie Integral und The North Quarter ein- und ausgeht. Diesen persönlichen Legendenstatus hat er mit seiner neuen „Bedroom Producer With A Dream“ EP auf Lenzman’s Label ein weiteres Mal untermauert. Ernsthaft, jeder Track trieft nur so vor Soul. Auf „Beautiful Struggle“ mit „Best MC Every Year“ DRS und „Limin'“ mit T.R.A.C, dem Gute Laune Garant aus Brooklyn, präsentiert uns Satl seinen ganz eigenen Spin auf den North Quarter Soulful Hiphop Sound. Aber auch die typischen Satl Pianos kommen kein Stück zu kurz, sowohl auf „Takeshi“ und „Never Far“, als auch auf der Tokyo Prose Kollabo „Hazards“ gibts wunderschöne Klaviergeräusche bis zum Abwinken. Und zum Schluss gibt’s auf „Give Up“ noch mal richtig schön relaxende Oldschool Vibes. Durch und durch erstklassig. (Lennart Hoffmann)
Release: 30.07.2021
Label: The North Quarter
Katalognummer: NQ027
Wertung: 9/10
Moekel – „Ensemble / Panopticon“
Nun zu einem persönlichen Geheimtipp von mir: Moekel! Seit ich seine wirklich exzellente Doppelsingle “Analogue Dreaming / Modulation” letztes Jahr entdeckt hab, folg‘ ich dem Österreicher auf Schritt und Tritt. Ursprünglich kommt er aus der Deep House / Electronica Ecke und ist auch öfter mal in Hiphop Produktionen verwickelt, als Moekel ist er seit 2018 aber dem Drum & Bass verschrieben. Seine einzigartigen Synth Plucks sorgten nicht nur für einen Stammplatz auf Baked Beats, sondern auch dafür, dass er den Teddy Killerz „Shine“ Remix Contest im letzten Jahr für sich entscheiden konnte. Und nun ist er sogar mit einer Doppelsingle auf RAM’s Tochterlabel ProgRAM gelandet! Bin schon so’n bissl stolz. Auf der erste Hälfte „Ensemble“ geht er erst einmal die Streicherroute, aber es dauert nicht allzu lange, bis er dem Track seinen ganz eigenen Moekel Synthstempel aufsetzt. Einzigartiger und vor allem richtig richtig schöner Kontrast zwischen analogem and digitalen Sounddesign. Auf „Panopticon“ hingegen wird sich an die Gitarre gewagt, über die ein ungenannter Vokalist für das Genre eher untypische, aber hier perfekt passende Vocals erklingen lässt. Nicht viel später nehmen uns die Synth Plucks wieder auf eine Reise in Soundlandschaften, wie sie im Moment nur Moekel zaubert. Ich liebe es. (Lennart Hoffmann)
Release: 30.07.2021
Label: ProgRAM
Katalognummer: PRGRAM143
Wertung: 8.5/10
Mozey – „Party Animal“
Und wieder ein neuer Name, den man sich merken sollte: Mozey. Ein vielseitiger Producer, der bereits Releases auf namhaften Imprints wie Hospital, Serial Killaz und Liquid V vorzuweisen hat. Nun scheint es jedoch, dass er hauptamtlich für Souped Up tätig ist, was für einen aufstrebenden Künstler nun wahrlich nicht das schlechteste Umfeld ist. Sympathisch auch deshalb, weil man bei Souped Up nicht nur anhand der Cover sehen kann, dass sie das mit dem Drum & Bass nicht ganz so bierernst nehmen. Passenderweise heißt die neue EP von Mozey dann auch „Party Animal“ und laviert zwischen minimalen Beats („Shrugs“), rollout vibe („Night Buzz“) und Rollers („Trench Foot“ w/ Serum). Mein absoluter Fav. ist jedoch der letzte Track „Waiting Room“, der mit seinem stoischen Stampfbeat lässig jede überseriöse Tendenz im Drum & Bass persifliert. (Metric)
Release: 29.07.2021
Label: Souped Up Records
Katalognummer: SOUP0043
Wertung: 7/10
Whisper – „Digital Pxrn“
Es gibt in Ungarn eine rege Riege an Jump Up-Producern, welche dieses Subgenre auf ihre ganz eigene Art interpretieren und bisweilen kaum noch etwas davon an den cheesy-melodischen UK-Jump Up erinnert. Der Sound ist eher „grotty“ oder „gully“, um dann doch wieder englische Floskeln zu verwenden, die ich bislang nur im Drum & Bass-Bereich vernommen habe. Neben den gestandenen Typen Klay, Nismo (released seit einiger Zeit als 2N) und dem aufstrebenden Nkid fällt nun der neue Name Whisper, der gleich mit seinen ersten Releases auf Killer geht. „Digital Pxrn“ ist auf Pick´n´Mix gelandet und bietet sechsmal gully business vom feinsten. Meine Favs sind die ersten beiden Tracks „A Happy Place“ sowie der Titeltrack der EP. Unbedingt auch seine „Ruff Like A We“-EP auf Young Guns checken, die nur wenige Tage zuvor erschien! (Metric)
Release: 02.07.2021
Label: Pick’n’Mix
Katalognummer: PNM023
Wertung: 10/10
MaxLi – „Zombie City Vol.1“
MaxLi ist ein Artist, den ich gerade erst entdeckt habe, der bei mir direkt Assoziationen zu anderen namhaften Drum & Bass-Produktionen weckt und dadurch auch meine Aufmerksamkeit bekommt. Der Sound ist gestochen scharf und das sich das mit keinem Subgenre beißen muss, beweisen die hier vorliegenden, unterschiedlich gearteten Tracks. „Zombie City Vol.1“ trägt die Katalognummer 17 des russischen Labels Fuck Glam, welches in der Vergangenheit eher in Richtung Jump Up veröffentlichte. Das Release trifft genau meinen Geschmack. Mit vier der sechs Tracks kann ich mich nahezu uneingeschränkt identifizieren: clean produziert, schnörkellos, ohne es im Arrangement zu übertreiben und vor allem absolut tanzbar. „Rotten Earth“, „Puzzle“ und „Blurces“ sind hierbei meine Favoriten, da sie straight auf den Dancefloor abzielen und ihre Wirkung nicht verfehlen dürften. Ich gehe nun meine Hausaufgaben machen und recherchiere, welche Releases von MaxLi ich in der Vergangenheit verpasst habe. (Metric)
Release: 08.07.2021
Label: Fuck Glam Records
Katalognummer: FKGR017
Wertung: 9/10
Liveon – “Mirage EP”
Seit Jahren überschwemmt Jades Label Eatbrain den Markt mit elektrisierendem, konsequent brachialem Neurofunk der moderneren Gangart, was seitens der Zuhöreenden auch ein bisschen in Verdrossenheit enden kann. Durch den hohen qualitativen Maßstab sorgt das Label jedoch immer wieder für Aufmerksamkeit und bis heute kommen Neuro-Fanatiker und -DJs kaum um dieses Imprint herum.
Mit einer Veröffentlichung auf Titan konnte der Budapester Liveon 2017 ebenso Aufmerksamkeit erregen und fortan einige fette Folgereleases verbuchen, bevor er nun diese EP bei Jade ablieferte. In “Mirage” steckt drin was zu erwarten war: dramatische Buildups, peitschende Neuro-Sounds und stampfende Kicks. Nach dem stockenden Titeltrack wird es mit “Faster” noch vertrakter. So vertrakt und hektisch sogar, dass dem Tune der Flow etwas verloren geht. Nachdem “Bat Wings” nochmal etwas strikter draufkloppt, liefert “Vanilla Sky” mit Intercept den verloren geglaubten Flow jedoch umso eindrucksvoller: flickernde trancey Sounds liegen auf einem satten Bass-Fundament und die Snare klatscht nach dem Drop ordentlich. “Vanilla Sky” haut es raus. Dafür gibt´s dann doch die acht Punkte. (Pasch)
Release: 12.08.2021
Label: Eatbrain
Katalognummer: EATBRAIN125
Wertung: 8/10
DJ Limited – “Summer Vibes”
Bei Playaz geht es dieses Jahr wieder sehr abwechsungsreich zur Sache. Auch wenn der Sommer sich vermeintlich bald dem Ende neigt, liefern DJ Limited und Lizzy Stringer mit “Summer Vibes” nochmal ein hit-verdächtiges Release hinterher, welches mit verschiedenen Versionen lockt und sowohl Radio- als auch Clubtauglichkeit mitbringt. Das Original (bzw. auch die Radio-Version) legt den Fokus auf die wunderschönen Vocals von Lizzy und den Feelgood-Funk des Instrumentals, was hier entsprechend leicht in den Hintergrund tritt und so die Nuancen des Gesangs schön herausstellt. Neben der instrumentalen Version liefert DJ Limited zudem den “Tearout Mix”, welcher äußerst zeitgemäß gebaut ist und darauf wartet auch hierzulande die Tanzflächen zum kpchen zu bringen. Im Vergleich zum sehr organisch instrumentalen Original, prescht dieser Mix mit seinem Distorted-Bass einen Tick aggressiver vorwärts, ohne dabei die fröhliche Grundstimmung und die Vocals zu vermiesen. Sehr gelungen – beide Versionen. (Pasch)
Release: 06.08.2021
Label: Playaz Recordings
Katalognummer: PLAYAZ136D
Wertung: 9/10
Colossus – “The Great Escape EP”
Das Label Four Corners von Melinki hat mit den Summer-Compilations einen wirklich ordentlichen Maßstab gesetzt und liefert seither fleißig nach. Mit der neuen EP von Colossus aus Manchester schlägt das Label wieder eine melodsiche Richtung ein, nachdem es dort zeitweise auch sehr deep und reduziert zuging.
Die “Great Escape EP” startet mit dem Titeltrack und Liquid-Vocals von Lauren Walton. Das ganze Stück klingt sehr soulful, zeitgemäß und zuckersüß. Die unaufdringlichen Beats, die harmonischen Background-Klänge und der weiche Bass sind gut aufeinander abgestimmt. Mit “Fractures” wird es etwas mystischer und sehr deep. Die Bassline dieses Tunes ist sicherlich ein Highlight dieser EP und macht “Fractures” zu einem Favoriten. “Acceptance” mit dem lyrisch versierten PaleBlu und ein weiterer Tune mit Draco sind gewohnter Colossus-Soul mit einer großen Portion Deepness. Dieses Release ist für Liquid-Hörende sehr empfehlenswert. Das Label sollte ohnehin “auf dem Schirm” behalten werden. Sehr gute Arbeit! (Pasch)
Release: 09.08.2021
Label: Four Corners Music
Katalognummer: 4CM042
Wertung: 8/10