Brainwork – “Impatience EP“
Hand auf’s Herz – bei den vielen Releases, die auf den Markt kommen, ist immer ne Menge Durchschnittsware dabei. Und dann gibt’s doch immer wieder Sachen zwischendurch, die herausstechen. So auch die neue EP des Australiers Brainwork, die mich schlicht umgehauen hat. Fünf derart qualitative Tracks hätte ich nicht unbedingt erwartet. Warum eigentlich nicht? Ich verfolge ihn schon länger, jedoch mit dieser EP auf Context Audio legt er noch mal ne Schippe drauf auf‘s Produktionslevel. Los geht‘s mit dem Titeltrack „Impatience“, der düster melancholisch rollt. „Revival“ ist vom Habitus her minimalistischer, doch auch hier verzaubern mich die Background-Soundscapes. „Leave It“ ist eine ganze Ecke zackiger und fügt sich dennoch in bester hypnotischer Manier in die EP ein. „Inertia“ ist wieder einen Ticken minimalistischer, während „Open Your Mind“, das wohl verträumteste Stück des Releases, diese EP abrundet. Noch runder geht’s nicht. Music in perfection! (Metric)
Release: 16.09.2021
Label: Context Audio
Katalognummer: CTX030
Wertung: 10/10
Dazed System & Double Medley – “Jazz Attack”
Hier mal ein Crossover-Release. Oder sollte ich besser sagen: Acid Jazz? Diese doch eher unbekannten Producer verschmelzen jedenfalls Elemente des Jazz und Funk mit DnB und das auf ziemlich freakige Weise, denn die Tracks hauen trotzdem rein. Den Anfang des Releases macht auch hier der Titeltrack „Jazz Attack“ und verwendet neben den angesprochenen Stilistiken u.a. auch das sehr bekannte Duke Ellington-Vocal: „It don’t mean a thing if it ain’t got that swing“. Der Drop setzt klassisch ein und es scherbelt. Funkiger geht’s bei „Beadly Beaten“ zu. Piano und E-Gitarre führen durch das Intro, während den Drop nur die E-Gitarre überlebt. Und auch bei „Low Battery Mode“ kommt eine funkige Gitarre zum Einsatz, während sich die elektronische Beatstruktur hier etwas zurück nimmt und techy-minimalistisch vor sich hin wabert. Zugegeben, dieses Release wirkt im ersten Eindruck etwas strange. Wenn man sich darauf einlässt, macht’s aber echt Spaß, denn es ist doch ein ganzes Stück vom Common Sound entfernt. Das Label Cataclysm ist in der Vergangenheit auch nicht unbedingt durch Namedropping aufgefallen. Wenn ihr mich fragt, muss das kein schlechtes Zeichen sein. Im Gegenteil. Wenn ein Genre zuvörderst vom Underground profitiert, dann ist es doch Drum and Bass?! (Metric)
Release: 16.08.2021
Label: Cataclysm Recordings
Katalognummer: CTCLSM012
Wertung: 8/10
Objectiv – “Crocs With Socks”
Ich kann mir nicht helfen, aber hier liegt schon wieder ein Track vor, der mich an Current Value erinnert. Nun muss ich aufpassen, denn mit dieser Assoziation bin ich schon mal auf die Nase gefallen. Anyway, „Crocs With Socks“ erinnert mich trotzdem mindestens anhand seiner distorted Bassline an CV. Die Beatstruktur drum herum ist clever gesetzt und macht aus dem Track mit der Hommage an die Kunststoffschuhe einen richtig fies zwingenden Groover. Auf der Flip gibt’s das Ganze im Remix von Molecular, der mit seinem derzeitigen Drumming an die Arbeiten von Break oder DLR erinnert und seine Sache richtig gut macht! Bassline in den Hintergrund, Drums in die erste Reihe. Klingt wie ne simple Auswechslung beim Fußball, funktioniert aber tadellos. Die Crocs gibt’s übrigens auch in Übergröße. Dort passt dann auch der mächtige Molecular-Remix hinein! (Metric)
Release: 10.09.2021
Label: Bowlcut Beats
Katalognummer: BOWLCUT010
Wertung: 9/10
En:vy – “Critical Presents: Binary Vol.24”
Du magst deinen Drum & Bass am liebsten vollgepackt mit deepen Basslines, rollenden Drums und schön ominöser Atmosphäre? Dann wird’s Zeit, dass du En:vy abcheckst! Der aus Österreich stammende, aber inzwischen in Bristol ansässige Senkrechtstarter macht dank seinem Händchen für blitzeblanke Mixdowns und fesselndem Songwriting innerhalb eines Jahres bereits so große Wellen, dass Labels wie Flexout Audio und Overview Music ihn bereits als Stammgast beherbergen. Und jetzt ist er sogar auf Kasra’s Critical Music gelandet! Auf der 24. Edition der „Binary“ Newcomer Reihe zeigt En:vy über eine Laufzeit von vier brachial guten Tracks alle seine Facetten. Ob nun die eher auf den Dancefloor ausgerichteten „Pegasos“ und „Police Chase“, oder die melancholisch-melodischen Roller „Airplane Mode“ und „Forget The World“, die Qualität ist so oder so extremst hoch. Vor allem Airplane Mode ist so gut, dass der Track direkt in meine Jahres Bestenliste geschossen ist. Einfach nur grandios! (Lennart Hoffmann)
Release: 01.10.2021
Label: Critical Music
Katalognummer: BINRARY024
Wertung: 9/10
Brain Wave & Vecster – „Battlefield / Spirit Of The Machine“
Oh, du hast eher Lust auf ein wenig in-dein-Gesicht Neurofunk, straight outta Russland? Na das passt sich ja gut, die zwei Troublemaker aus Sankt Petersburg, Brain Wave und Vecster, haben nämlich gerade einen neuen Doppelbanger rausgehauen! Sowohl Vecster als auch Brain Wave sind zwar schon einige Jahre als Produzent aktiv, aber seit Anfang des Jahres hauen sie einen Dancefloor Destroyer nach dem anderen raus. Ihre neueste Doppel-Kollaboration auf dem fabelhaften Kölner Neurofunk Label Hanzom Music ist dabei keine Ausnahme. „Battlefield“ spielt nicht nur schön mit den Kontrasten zwischen dem engelsgleichen Gesang und dem schroffen Vocalsample, das Instrumental bleibt durch die diversen unterschiedlichen, jedoch allesamt extremst energiegeladenen, Variationen auch bis zum Ende wunderbar spannend. „Spirit Of The Machine“ packt dann in der zweiten Hälfte mit seinen schnurrenden Basslines und Banjo-Solos noch mal einen oben drauf. Richtig richtig gut. (Lennart Hoffmann)
Release: 08.10.2021
Label: Hanzom Music
Katalognummer: H028
Wertung: 8.5/10
V O E – „Fight You“
Das australische Newcomer-Duo V O E, bestehend aus der Sängerin-slash-Energiebündel CARZi und dem bärtigsten Keytar-spielenden Produzenten der Welt Tevlo, hat im letzten Jahr einen so krassen Senkrechtstart hingelegt, dass eine Space X Rakete dagegen blass aussehen würde. Erst grasen sie quasi alle Riesenlabels der Szene, NCS, RAM Records, Liquicity und Blackout, innerhalb von wenigen Monaten ab, und dann werden sie auch noch von Futurebound exklusiv für Viper Recordings aufgeschnappt! Auf ebendiesem arbeiten sie nun seit ein paar Monaten an ihrer „Chemical“ EP, wobei „Fight You“ die inzwischen vierte Singleauskopplung ist. Auf sanften Pianoakkorden stellt CARZi mal wieder ihre unglaublich wunderschönen und emotional geladenen Gesangstalente unter Beweis, bis die Keytar das Ruder übernimmt und das Energielevel auf 110% dreht. Wie man es von ihnen nicht anders gewohnt ist, folgt ein Drop, der nicht nur extrem exzellent produziert, sondern auch catchy wie sonst was ist. Ich kann’s kaum in Worte fassen, wie sehr ich den Track liebe. (Lennart Hoffmann)
Release: 24.09.2021
Label: Viper Recordings
Katalognummer: VPR248
Wertung: 10/10