Hier unsere aktuellen Drum and Bass Reviews für den Monat Januar.
Viel Spaß beim Lesen und Reinhören!
Drawn Moon – “Elements EP”
Edlan hat einfach ein echtes Händchen für Talent. Auf seinem im letzten Jahr gegründeten eigenen Label ATNMY gibt es eine unglaublich gute Liquid EP nach der anderen von Namen, die allesamt vorher sage und schreibe null (in Zahlen: 0) Releases hatten. Der neueste Eintrag in dieser wunderbaren Serie an EPs kommt nun von Drawn Moon, einem Trio aus der Slowakei und Tschechien. Genauer gesagt handelt es sich dabei um Phil Gin, Skyten und NONYU, die zwar auch allesamt hier und da als Soloproduzenten unterwegs sind, als Kombo jedoch brandneu sind. Wenn man blind reinhören würde, könnte man aber locker denken, dass die „Elements“ EP, ihr Debüt, von einem der ganz Großen in der Szene kommt. Auf „No More“ versetzen einen verschiedenste bezaubernde Instrumente in Trance, während „Wait For Me“ voll auf die xylophonartigen Melodien mit einem traumhaften Synth Switchup setzt. Titeltrack „Elements“ nimmt uns mit auf eine Gitarrentour und schlussendlich spendet uns „Call Me“ in den kalten Wintertagen mit seinem warmen Bass Wärme. Die gesamte EP hat durchgehend eine echt hohe Qualität, vor allem den Einsatz von Vocal Samples find ich wirklich sehr gelungen. Einfach schön. (Lennart Hoffmann)
Release: 31.12.2021
Label: ATNMY
Katalognummer: ATNMY003
Wertung: 9/10
SyRan – “Rip Your Face Off / Beyond The Heavens”
In einer Welt voller hochglanzpolierter Dancefloor-Hymnen, gibt es nicht unbedingt viele, die den Oldschool RAM Sound noch aufrechterhalten. Zwei, die sich jedoch unermüdlich genau diesem Sound widmen, möchte ich euch heute vorstellen: Das britische Duo SyRan! Die beiden Brüder sind schon seit Ewigkeiten in der Szene unterwegs, bis 2019 als „SynthForce“ und „DJ Ransome“ jedoch mit einem Fokus auf etwas seichtere Töne. Mit dieser Doppelsingle feiern sie inzwischen bereits ihren zehnten Release seit dem Rebrand und ihrem Signing auf the one and only RAM Records. Für dieses kleine Jubiläum haben sich die beiden auch noch mal richtig ins Zeug gelegt. Auf „Rip Your Face Off“ werfen sie mit Erdbeben verursachenden, bösartig grummelnden Reece Bässen und Amen Breaks nur so um sich, während „Beyond The Heavens“ eher auf die schönen Seiten des Untergrund Bunker Rave Vibes fokussiert ist. Die beiden haben jedoch eins gemeinsam: Sie hauen einen einfach nur um! (Lennart Hoffmann)
Release: 07.01.2022
Label: RAM Records
Katalognummer: RAMM431
Wertung: 8.5/10
Celldweller – “Blind Lead The Blind (Toronto Is Broken Remix)”
Mein Bruder im Geiste Christian Hoffmann hat in letzter Zeit echt einen Namen für sich gemacht. Er managed nicht nur seit ein paar Jahren sein exzellentes eigenes Label „YANA Music“, als Toronto Is Broken hat er auch spätestens seit seinem 2021er Metal-DnB-Hybrid-Album „Clare“ für einiges an Furore in der Szene gesorgt. Durch Clare ist auch die Legende des modernen Electronic Rocks Klayton, am ehesten bekannt durch sein Celldweller Projekt, auf Christian aufmerksam geworden und hat ihn geschwind für sein Label FiXT rekrutieren können. Nun durfte Mr. Hoffmann sogar direkt bei der Musik des Labelchefs Hand anlegen, mit einem Remix von „Blind Lead The Blind“. Das Original hatte schon ein gutes Tempo drauf, aber Toronto Is Broken hat hier mit seinen Metal-inspirierten Synths im Kopfnicker-Rhythmus noch mal ne ordentliche Ladung Wumms oben drauf gepackt, so wie man es von ihm auch nicht anders gewohnt ist. Aber Vorsicht, wenn man den Track zu lange in Dauerschleife hört ist bald nicht nur Toronto Broken, sondern auch euer Nacken. Vom Headbangen, ihr wisst schon. (Lennart Hoffmann)
Release: 07.01.2022
Label: FiXT
Katalognummer: FXT998B
Wertung: 9/10
Waeys, Rueben – “Prima Dollo EP”
Zwar ist seine 2019er DnB Debüt EP auf Newcomer Label der Herzen™️ Overview Music noch gar nicht so lange her, jedoch ist Waeys inzwischen wirklich jedem bekannt, der auch nur ansatzweise mit der Deep and Dark Ecke der Szene zutun hat. Nun hat er sich mit seinem WG Mitbewohner Jelle, bekannt als eine Hälfte von Ordure, Label Manager einiger Szenegrößen und nun auch als Soloartist namens Rueben, für die nach ihrem gemeinsam angeschafften Boot benannten „Prima Dollo“ EP zusammengetan. Erst tuten und blasen die beiden auf „Hooh“ einen schön tanzbaren Stepper zusammen, dann zeigt uns Rueben in „Photons“ auf Solo Mission, was für schön einzigartige Sounds er auf seinem grandios hin und her wechselnden Rhythmus so herbeizaubern kann. Nachdem die beiden auf „Don’t Look back“ wieder zusammenfinden und ihr Bootshorn durch verschiedenste Rhythmen läuten lassen, schließt Waeys die Reise mit „Inconclusive“, einem Abstecher in tiefere, emotionalere Gewässer mit richtig schönen Vocals, ab. Overview did it again! (Lennart Hoffmann)
Release: 17.12.2021
Label: Overview Music
Katalognummer: OVR047
Wertung: 8.5/10
Prdk – “Destroid EP”
Ich muss ja gestehen, vom klassischen Neurofunk ein ganzes Stück abgekommen zu sein. Die Neuro-Geschichte scheint inzwischen so ziemlich auserzählt und es gibt wenige Artists, die noch neue Impulse einbringen. Und wenn, dann passiert das eher in Nuancen. Wiederum kann ich mit dem Hybriden zwischen Neurofunk und Techstep auch nicht so viel anfangen und denke mir dann manchmal: Leute, ihr solltet euch schon entscheiden. Kurzum: wenn Neuro, dann bitte doch eher klassisch und gut gemacht. Das ist dem Tschechen Daniel Predka aka Prdk auf der hier vorliegenden “Destroid EP” vortrefflich gelungen. So stelle ich mir Neurofunk in 2021 bzw. 2022 vor. Kompromisslos, progressiv und massiv in Sachen Engineering. Und weil ich vorhin von klassischem Neurofunk sprach, so ist das für diese EP schon anhand des Labels klar, handelt es sich schließlich um Katalognummer 017 von Neurofunk,what else? Los geht’s auf der VÖ wie so oft mit dem titelgebenden Track, welcher ein Kofferwort aus den beiden Begriffen Asteroid und Destroy zu beinhalten scheint. Soundtechnisch hört sich’s dann auch so an. Das Ding pfeffert ordentlich und marschiert mit stabby Synth und Killersnare voran. “Calm Down” ist ganz ähnlich und haut in Sachen Bassline sogar noch nen Zacken mehr Kohle ins Feuer. Gemäß der Tracklist folgt nun “Sanctum VIP” zu dessen Original Mix, der Mitte 2021 erschien, ich ehrlich gesagt keinen Unterschied heraus hören kann. “Depression” schaltet zum Abschluss dann doch mal einen Gang herunter, passt als Staccato-Slapper aber dennoch zum Grundgestus der EP.
Vier richtig solide Tracks von Prdk, die ihre Wirkung auf dem Dancefloor keinesfalls verfehlen dürften! (Metric)
Release: 12.12.2021
Label: Neurofunk,what else?
Katalognummer: NFWE017
Wertung: 8/10