Double Medley, Abstractonia, Trickyskill – „Pandorum, Spectograph“
Zeit für’n bisschen Neuro! Auf die Schmiedekünste des legendären russischen Label Neuropunk Records kann man sich ja sowieso immer verlassen, aber mit Nummer 013 hier haben sie sich selbst übertroffen. Das Superheldenensemble bestehend aus Double Medley, hinter dem sich die aufstrebenden Produzenten German Orlov aus dem estländischen Tallinn und Nikita Val aus dem russischen Agryz verbergen, dem in Neurokreisen bereits etwas länger bekannten Abstractonia aus Weißrussland und dem zertifizierten Neurogirl Trickyskill macht auf dieser neuen Double Single selbst wahren Genregrößen echte Konkurrenz. Vor allem „Pandorum“ mit seinem exorbitanten Bass, den kraftvollen Drums und dem sich ständig weiterentwickelnden steppigen Flow, der nicht mal vor dem unerbittlich hämmernden 4×4 Flow Halt macht, hat es mir angetan, aber „Spectrograph“ hat sich ebenfalls seinen Weg in mein Herz gepresslufthammert. (Lennart Hoffmann)
Release: 17.03.2022
Label: Neuropunk Records
Katalognummer: NRPFRG013
Wertung: 9/10
Runnix – „Challenge“
Zeit für ein wenig DnB aus Braunschweig, der inoffiziellen DnB Hauptstadt Deutschlands! Die Jungs und Mädels da wissen nicht nur wie man extremst gute Raves feiert, nach Vorbild des ansässigen Dorfschamanen und DnB Awards Germany Gewinners Ly Da Buddah bildet sich langsam aber sicher auch eine echt sehenswerte Newcomer Producer Szene. HVZY, Nick It, BASS&BUDS, ALVE RINE, alles Namen, die wir sicherlich noch häufiger zu hören bekommen werden. Heute befassen wir uns aber erstmal mit Edgar Welterlich, auch bekannt als Runnix, und seiner Debüt-Single „Challenge“! Auf Real Vibes, dem Label von Ly Da Buddah und Mystic Dan, präsentiert er uns hier einen waschechter Dancefloor Banger, inklusive bösartig vorantreibendem Kopfnicker Bassrhythmen, dazugehöriges Kontrastprogramm durch Synthmelodien mit Ohrwurmcharakter und einem schönen Maß an Variationen, die das ganze bis zum Ende hin frischer halten als Frischhaltefolien. Geilo! Gerne mehr! (Lennart Hoffmann)
Release: 01.04.2022
Label: Real Vibes
Katalognummer: 10220053
Wertung: 8.5/10
Skyfade, Frank Lemon – „Internet“
Beep Boop Baap, willkommen im Neuland! Euer österreichischer Tourguide heute: Felix „Skyfade“ aus Linz und Frank Lemon aus Wien! Nach der „Supremacy“ Doppel Single in 2018 und dem „Don’t Panic“ Viertracker in 2019, folgt mit „Internet“ nun das vorzeitige Finale der Kollaborationstrilogie der beiden, präsentiert auf dem Grazer Multitalent Label Fresh Recordings. Wie der Name schon vermuten lässt, haben die beiden die Single mit allerlei zutiefst nostalgischen, aber auch traumatische Erinnerungen hervorrufenden Internet Soundeffekten garniert, von allerlei Modemsounds bishin zur computergenerierter Stimme, die von den Vorteilen des World Wide Webs schwärmt. Der Track hat aber bei Weitem nicht nur wunderbare Soundeffekte zu bieten! Einerseits ist er durch die schlagkräftig-steppigen Drums einfach wunderschön tanzbar, andererseits bleibt einem das kurzweilige Vor und Zurück zwischen den Bass Stabs und der uhrigen Vogelzwitschermelodie einfach extremst im Kopf. Und vergiss mir bloß nicht den zweiten Drop, in dem’s dann noch mal ne gehörige Spur schneller und härter zugeht. Macht einfach nur Spaß der Track! (Lennart Hoffmann)
Release: 25.03.2022
Label: Fresh Recordings
Katalognummer: FSH026
Wertung: 8.5/10
Puzzle – „Yellow“
Wo wir gerade bei Österreich sind, lass uns doch noch mal über einen meiner absoluten Lieblingsneuentdeckungen quatschen: Puzzle! Zwar findet man unter Mr. Jonas Feurle’s erst seit 2021 bestehendem Artistnamen bisher lediglich ein, zwei EPs und ein paar Remixe, aber glaubt mir, wenn ihr mit Newschool Techy DnB auch nur ein kleinstes bisschen was anfangen könnt, müsst ihr nur 1-2 seiner Tracks anhören, um meinen Hype verstehen können. Aber ob nun DnB, wie auf seiner Redacted EP oder Multigenre Experimentation, wie auf seiner EP auf ONOFFFLOAT, alles was Puzzle anfässt wird zu Gold. Apropos gelbe Dinge, sein neuester Free Download Geniestreich „Yellow“ auf dem in Northamptonshire angesiedelten Label In The Lab Recordings ist ebenfalls wieder ganz großes Kino. Nach wunderschön mystischem Handpan Intro durchschmettert Jonas die dichte Atmosphäre mit einem richtig schön distorted Bass, den er uns zusammen mit extremst schnellfeuernden Breaks links rechts oben und unten so sehr um die Ohren haut, dass das Bassface schneller erscheint, als man Oida sagen kann. Das ganze eskaliert im zweiten Drop sogar noch mal ein Stückchen mehr, bevor wir in den Genuss eines einfach nur wunderbar stimmigen Outros kommen. Grandios. (Lennart Hoffmann)
Release: 01.04.2022
Label: In The Lab Recordings
Katalognummer: ITL013
Wertung: 9.5/10
DRZ – “Warning EP”
DRZ – unscheinbarer Artistname, umso „brighter“ die Mucke. Ursprünglich im Duett gestartet, scheint Matt Montgomery aus Reading jetzt allein durchzuziehen. Nach Releases u.a. auf DnB Allstars, Audio Addict und Faded Audio, liegt hier nun die „Warning EP“ auf Wonky Goose Audio vor. Klingt vom Labelnamen her nach JumpUp, ist´s de facto auf der EP nur bedingt. Auf jeden Fall legt DRZ in Sachen Produktionslevel im Vergleich zu den bisherigen Veröffentlichungen hier noch ne Schippe drauf. Bereits der titelgebende Track „Warning“ ist ein Meisterstück der Studiohandwerkskunst. Das Intro kommt mit Soul, Strings und melancholischer Atmo reingedarkt. Spätestens beim Drop bin ich „lost in the night“, denn die Mischung aus hypnotischem Synth, wallender Bassline, perkussiv-nervösem Drumming und den bereits angesprochenen Sounds, harmoniert einfach perfekt. Das danach folgende „Feel So“ reitet auf ganz ähnlichen Drums, stellt hier aber vor allem eine Bleep-Sequenz in den Vordergrund. Die anderen beiden Tracks sind Kollaborationen mit Artists, die man durchaus ebenfalls im Blick behalten sollte. „Play With Me“ w/ El Laurie ist ein schön rollender Slammer mit echt böser Bassline. „Breaking“ w/ Roche reiht sich wiederum in die klangliche Ästhetik der ersten beiden Tracks ein. Das Drumming sitzt fest im Tracksattel, so dass sich die übrigen Sounds, inklusive diverser Jungle-Breaks ungeschoren auftürmen können. DRZ, wir sind jetzt gewarnt. Don´t mess with him! (Metric)
Release: 17.03.2022
Label: Wonky Goose Audio
Katalognummer: WGA002
Wertung: 8/10
Rift – “Gaslight EP”
Mit der “Gaslight EP” ist man bei Four Corners nun auch schon bei Katalognummer 52 angekommen und ich kann mich an kein enttäuschendes Release des Labels erinnern. Rift ist dabei kein Unbekannter mehr, denn die Liste an Labels, für die er bereits veröffentlichte, kann man an mindestens zehn Fingern abzählen. Wie für gewöhnlich startet auch diese EP mit dem Titeltrack. „Gaslight“ weckt sofort Assoziationen der Wahl, irgendwo zwischen Tschernobyl, U-Boot und Physiklabor. Passenderweise klingen die Cracks zwischendurch auch wie ein Geigerzähler. Ansonsten rollt der Track wie eine Lawine, die den großen Aufprall gar nicht nötig hat. Die klaustrophobische Atmosphäre des Tracks passt einfach nur perfekt zum Tracktitel. Es folgt „Shade“, ein hektischer Bristol-Stepper, der auch auf Sofa Sound gepasst hätte oder von Break sein könnte. Mit „Only One“ feat. Savy Silva gönnt sich das Release einen Vocaltrack, zu dem es mir schwer fällt, was zu sagen, da mich Vocals nach wie vor meistens irritieren. Deshalb gehen wir über zu Track 4: „Abandon“. Das deepeste Stück der EP enthält zwar auch ein Vocal, aber als behutsames Exo-Element und damit im trancigen Klangbild des Titels nicht störend. Das Teil ist wahlweise was für frühe oder späte Stunden. Rift und Four Corners, das passt hier wie Topf und Deckel, aber von WMF! (Metric)
Release: 04.03.2022
Label: Four Corners
Katalognummer: 4CM052
Wertung: 8/10
Sili – “Tronce”
Hätte ich jetzt nicht erwartet, dass ich mal in die Verlegenheit komme, ein Review zu einem Release auf Liquicity zu verfassen, denn das Label umgibt jetzt nicht unbedingt die Aura eines Underground-Imprints. Anyway, bei dieser Veröffentlichung des Schweizers Sili hat mir´s tatsächlich die Vielseitigkeit angetan. Stärkster Track für mich der Opener und gleichzeitig Titeltrack „Tronce“, eine Four-to-the-floor-Uplifting-Nummer, die an den Stil von Tantrum Desire erinnert. Marschiert stoisch voran und ist einfach gut – die Raver werden´s danken. Das darauf folgende „Fonk“ wirkt dagegen fast wie klassischer Liquid, ist tatsächlich ziemlich funky und hat vermutlich mehr Potenzial als man beim ersten Hören so wahrnimmt. Weiterhin funky geht´s bei „Jebaited“ zu, ein Disco-angehauchter Sommertrack, der mich an den Sound der geschätzten Dossa & Locuzzed erinnert. Zum Schluss der obligatorische Vocaltrack, in dem Fall feat. Susan & Dustkey, namens „Solar“. Da wird´s dann zugegeben doch etwas cheesiger, wie man es ein Stück weit von Liquicity erwarten würde. Dennoch cooles Release, vor allem durch die Extraportion Funk! (Metric)
Release: 13.08.2022
Label: Liquicity Records
Katalognummer: LIQ147
Wertung: 8/10