Various Artists – “Ozriderz Vol.3“-Compilation
Das russische Label „Ozriderz“ ist eine Koproduktion zweier Artists, die ursprünglich aus dem Jump Up-Bereich kommen und die beide den Sprung auf das internationale Label-Parkett geschafft haben. Zum einen ist das Ozma aus Sankt Petersburg, zum anderen Lowriderz – ehemaligen Full Time Jump Uppern wie mir, vorher noch als Contract Killers bekannt. Bei ihrer Labelarbeit beweisen die Jungs nun ein immer sichereres Händchen, denn die Werkschau Nummer 3 hat es in sich. Bedient werden wirklich viele DnB-Subgenres. Neben Uplifting-Sounds (Dk Foyer & Ozma – „Cosmos“) und minimalistischen Jungle-Beats (Lowriderz – „Murder VIP“) der Labelbetreiber sind weiterhin im Programm: techige Stomper (z.B. Grinder & MNTL – „Bad News Market“, nicht zu verwechseln mit Grinda, einem anderen russischen Producer, Anm. d. Verf.); grillende Roller (z.B. Bongy – „Spiral“); Raggajungle (Green Vibes – „Vibes Machine“) und sogar liquide Tracks (z.B. Cnof – „Dark Capsule“). Mein Favorit ist neben dem mächtig sublimen Grinder-Track der Oberkiller von Faun Dation namens „Giddy Glue“. Nicht passend bei den Umständen, aber das Ding ist ne absolute Waffe. Und ein Artistname, den man sich merken sollte. Den Labelnamen sowieso. Die Ozriderz reiten auf ner starken Welle. (Metric)
Release: 29.07.2022
Label: Ozriderz
Katalognummer: OZRVA005
Wertung: 8/10
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The Clamps – “Desolate”
Ein schöner Anlass, um ein Review zu seiner aktuellen EP zu schreiben, ist, dass der gute Julien Carbou aus Toulouse gerade die 40 passiert hat. Dafür, dass dies nun nicht mehr das zarteste Alter ist, schmettert er uns nach wie vor seine Beats um die Ohren, wie ein junger Gott! Aktuell betrifft das die „Desolate“-EP mit vier hitzigen Tunes auf Kosenprod. Den Kaltstart gibt’s wie so oft mit dem Titeltrack, einer psychotischen No-Future-Nummer im Gewande aktuellen Sounddesigns. „The Last Leaf“ ist ähnlich, versprüht aber mehr Aufbruch, mehr Hoffnung. Freiheit. „Burdens“ ist dann mehr der kategorische Stomper, beinahe sakral im Habitus. „Savathûn“, die Hexenkönigin macht den Absch(l)uss, Typ Repetiergeschütz. Da wächst kein Gras mehr. Freundlicher ausgedrückt: The Clamps verrichtet sein Werk wieder mal zur vollumfänglichen Zufriedenheit. Chapeau! (Metric)
Release: 22.07.2022
Label: Kosenprod
Katalognummer: KOSEN60
Wertung: 10/10
Cutworx – “Wrong Papers“-EP
Gerade noch mal persönlich bei ihm rückversichert, ist es in diesem Falle tatsächlich so, dass ehemals Cutworks und heute Cutworx ein und dieselbe Person sind: Max Yudin aus der Nähe von Moskau. Als Cutworks hatte ich ihn noch mit straightem Liquid in Erinnerung, mit Cutworx hat er nun den Wandel hin zu mehr techigeren Sounds vollzogen. Um es kurz zu machen: diese EP hier ist einfach großartig. Der titelgebende Track „Wrong Papers“ rollt in bester Bristol-Manier und schafft es, dabei trotzdem etwas verträumt zu sein. Wunderbar! „Everything She Wants“ ist entsprechend noch etwas verträumter, so richtig fein zum Schwofen, egal, ob Sonnenauf- oder Sonnenuntergang. „Floating“ bleibt passenderweise im Flow der EP, die Synthabteilung gönnt sich hier etwas mehr Präsenz, ohne jedoch zu aufdringlich zu werden. „Certified Concept“ rundet das Release ab, deutlich techiger und raviger, jedoch ohne den Flow-Pfad zu verlassen. Eine EP wie aus einem Guss. Falsche Papiere hat dieses Release gar nicht nötig. Der Sound überzeugt vollends! (Metric)
Release: 29.07.2022
Label: Fokuz Recordings
Katalognummer: FOKUZ22180
Wertung: 9/10
CUSTOME – „CUSTOME“
Beim Suchen nach neuen Songs bin ich letztens auf eine ganz besonders interessante Ecke des schier unendlichen SoundCloud-Universums gestoßen, eine, in der mir komplett unbekannte Artists einen fetten Track nach dem anderen raushauen. Mal ein Bootleg eines Klassikers wie Sub Focusens Siren, mal ein Free Download, aber immer echt großartig. Ein Artist, der sich über die Jahre vor allem in der ersten Kategorie ausgiebig ausgetobt hat, ist der in Sydney ansässige CUSTOME. Dass er seinen zerstörerischen Dancefloor-Neurofunk Style nicht nur auf etablierten Tracks anwenden kann, stellt er nun mit seiner brandneuen CUSTOME EP unter Beweis. Kreativer Name, oder? Auch der Schwarz auf Schwarz Style des Artworks wird sicherlich keine Kreativpreise gewinnen, dafür bringt die Audio aber umso mehr pures Eskalationspotenzial mit. Auf „3AM“ und „Miss You“ gibt’s mit brstle im Featuregepäck einmal eine Ladung Punkrock, dann gehen „Alone“ und „Secrets“ eher in die belgische Dancefloor Richtung (à la Used et al.), und schlussendlich schließt „Go Back“, diesmal mit Minim am Mic, das Ganze mit einer fulminanten Rückkehr zum punkigen Flair ab. Und sowas geiles haut er einfach so mal eben so raus! (Lennart Hoffmann)
Release: 25.07.2022
Label: CUSTOME
Katalognummer: /
Wertung: 8.5/10
DANEY, Puzzle, Vortex – „Gloom“
Hüpfen wir von Australia mal eben rüber zu Austria! Da gibt’s ja eh so einiges an Talent, auch neben den offensichtlichen Namen. Ein Haufen Leute, die meiner Meinung nach ganz ganz groß rauskommen werden, sind die Resonate Records Boys, DANEY, Vortex und Puzzle. Nungut, Puzzle hat sich inzwischen von den Resonate Aktivitäten zurückgezogen, um sich auf andere Dinge zu konzentrieren, aber zusammen Musik machen sie ja trotzdem noch alle. Nachdem DANEY und Vortex den guten Puzzle erst vor ein paar Monaten auf Stellar Audio geremixed haben, haben sie sich nun für ein komplett gemeinsam erarbeitetes Original zusammengesetzt: Gloom! Wie üblich bei den Jungs, mal wieder ein übelstes Brett aus wunderschön komischen Synthesizerklängen, einem Sounddesign aus einer Galaxie, die so weit weg ist, dass selbst das Webb Teleskop Probleme hat, und einem absolut massiven Switchup in der zweiten Hälfte, der alles wegbulldozert, was ihm im Weg steht. Und dann ist das auch noch ein Free Download! Grandios. (Lennart Hoffmann)
Release: 04.08.2022
Label: Overthinking
Katalognummer: /
Wertung: 9/10
NOVALU, Cuepric – „Susa“
Es ist definitiv mal an der Zeit, über den Artist mit den absolut entertainendsten Künstlerbiographien zu sprechen: Anis Heit aka PÜTHÜS aka NOVALU! Ob der Leipziger nun wirklich die olympische Bronzemedaille im Curling oder mehrere Grammys gewonnen hat, kann ich nicht verifizieren, aber was ich euch garantieren kann, ist die extrem hohe Qualität seiner Musik. Unter diesem neuesten Alias hat er zwar erst vier Tracks released, aber dafür ist jeder einzelne davon ein waschechter Newschool DnB Banger. Auf Onyx hats den guten, zusammen mit dem Leipziger Kollegen Cuepric, auch schon verschlagen. Selbst im immer größer werdenden See der Newcomer in dieser besonders wunderbaren Ecke von DnB sticht sein Talent für komische Rhythmen, außerirdische Melodien und Sounddesign hervor, was er mit seiner neuen Kollaboration mit ebenjenem Cuepric, genannt „Susa“, auch wieder einmal unter Beweis stellt. Kreativ, massivst erdbebenverursachend, einfach nur fett! (Lennart Hoffmann)
Release: 15.07.2022
Label: NOVALU & Cuepric
Katalognummer: /
Wertung: 9/10
Tom Finster – „Night On Earth“
Zuletzt noch mal eine generelle Empfehlung: Tom Finster. In der Nähe der tschechischen Grenze aufgewachsen, in Chemnitz seine ersten großen Schritte in der Musikszene vollzogen, ist Mr. Thomas Küchler nun ebenfalls in Leipzig ansässig. Seine gesammelte, wirklich außerordentliche Lebens- und Musikerfahrung ist in den letzten Jahren nun in sein bis dato größtes Projekt geflossen: Sein Debütalbum, „Year Of I“, auf DIVIDID. Da dieses allerdings erst nach Sendeschluss für diese Reviews erscheint, habe ich anstelle dessen nun die zweite Single ebendessen und einer meiner absoluten Lieblingstracks auf dem Album, „Night On Earth“, ausgewählt. Zwar ist dieser auch schon alleine für sich genommen grandios, ich möchte aber echt noch mal eindringlich betonen, was für ein Meisterwerk das Album als Gesamtwerk ist. Dieser Langspieler ist nicht nur von unglaublich guter Drum and Bass / Breakbeat Produktion geschmückt, sondern bietet auch wirklich extraordinäres Songwriting auf jedem einzelnen Song, wunderschön performed von Tom höchstpersönlich, und behandelt wichtige und emotionale Themen, viele davon direkt aus dem Leben von Tom gegriffen. Glaubt mir, das ist ganz ganz große Kunst. Ich würde 11 von 10 geben, wenn es möglich wäre. (Lennart Hoffmann)
Release: 04.08.2022
Label: DIVIDID
Katalognummer: DIVIDID022
Wertung: 10/10